Die Familiengeschichte der Familie Viertmann

Verfasst von Hermann Roggenkamp im Jahre 1989

Man beachte bitte auch den Versuch einer Übersetzung des nachfolgenden Schriftsatzes aus den vorigen Jahrhunderten ins Hochdeutsche von Martin Viertmann.  

Eine Hofansicht

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Der Hof VIERTMANN, Niehorst 12 (bei Gütersloh-Isselhorst), kann schon auf ein sehr hohes Alter zurückblicken. Die erste Erwähnung dürfte aus dem Jahre 1535 stammen. In diesem Jahre befahl der Landesherr, der Herzog Johann III. von Cleve (heutiges Kleve), der 1511 durch Erbgang Herr des Ravensberger Landes geworden war, dem Vogt zu Brackwede, Samson Hoberge, eine Bestandsaufnahme der Ravensberg zugehörigen Höfe zu machen. Dieser berichtet seiner vorgesetzten Stelle „am zwolften Septembris 1535“ über das zur Vogtei Brackwede gehörende „Kirspell tho Ysselhorst“. Die Höfe werden unterteilt in „Anspanners, alde Kotters und newe Kotters“ (w = u). Unter den „alde Kotters“ finden wir auch den Hof VERTHMANN.

Pastor Wiehage schreibt in seinem Heft „Beiträge zur Heimatkunde im Kirchspiel Isselhorst“: „Diese Aufzeichnungen heißen Urbar, seit 1535 in Arbeit, 1550 vollendet“. Wahrscheinlich handelt es sich aber um zwei verschiedene Arbeiten, wenn sie auch dem gleichen Zweck dienten: Die Hörigkeit der Höfe und Hofbesitzer und die Dienstleistungen der einzelnen Bauern aufzuzeichnen.

Eine gute Übersicht über die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse in früheren Jahrhunderten bietet die Familiengeschichte der Familie Dopheide, deren Stammhof ja auch in Niehorst lag. Wenn wir diesen Ausführungen folgen, sind seit dem Aussterben der Ravensberger Grafen im Jahre 1346 keine nennenswerten Neuansiedlungen mehr erfolgt. Erst mit Regierungsantritt des Herzogs Johann III. von Cleve seien wieder mehr Bauernstellen ausgeteilt worden. In dieser Familiengeschichte der Dopheiden sollte nun in erster Linie dargestellt werden, dass die Dopheides aus dem französischen Dauphiné nach Niehorst gekommen sind, und aus dem französischen de Ophede oder d’opede das niederdeutsche Dopheide wurde. Einige Irrtümer und Unstimmigkeiten ergeben sich aber aus folgenden Zitaten: Auf Seite 50 heißt es: „Es geht daraus hervor (aus der Akte von 1535), dass Dorpheide der jüngste der 16 darin genannten Neusiedler war, denn sein Hof hat später die Nr. 16 erhalten. Die Nummern aber wurden nach dem Alter der Höfe ausgeteilt und die Bauern wachten streng darüber, dass von diesem Brauche nicht abgewichen wurde“.

Dazu lesen wir bei Pastor Wiehage: „Im Jahre 1550 gab es auch noch keine Hausnummern, erst 1624 kommen sie auf.“ --- Wahrscheinlich wurden die Hausnummern aber nach der Größe der Höfe ausgeteilt und nicht nach dem Alter. Wenn der Hof Dopheide 1624 die Nr. 16 erhielt, ist damit nicht gesagt, dass er der jüngste Hof war. So hatten die 1535 in Niehorst genannten Neukötter Weldersdiek später die Nr. 9 und Ramforth Nr. 15. Dopheide Nr. 16 wird dagegen als „alde Kötter“ aufgeführt.

Auf Seite 52 heißt es weiter: „So hatte er (Johann von Cleve) seit seinem Regierungsantritt im Jahre 1511 die südlich des Teutoburger Waldes gelegenen Teile der Grafschaft Ravensberg mit neuen Bauernstellen versehen und die Bauernschaft Niehorst, hochdeutsch Neuhorst, im Kirchspiel Isselhorst angelegt, in die Johann D’opede 1534 aufgenommen wurde; die Neukötter wohnten hier, die Altkötter und Anspänners hingegen in den älteren Bauernschaften Hollen, Holtkamp und Ebbesloh.“

Sehen wir uns aber die Aufstellung von 1535 an, so wohnten in Niehorst allein 1 Anspänner, 6 alde Kotters und 2 - 4 newe Kotters. Nicht alle Namen können identifiziert werden, auch werden nicht alle Höfe aufgeführt, die 1556 im Urbar genannt werden. Einer der Neukötter, Welpmann, gehörte später nach Gütersloh, wird aber im Urbar auch noch in der Bauernschaft Isselhorst aufgeführt. Dopheide, hier Dorpheide geschrieben, wird neben Ramford, Bentlage, Bolweg, Verthmann und Sprickmann wie oben schon erwähnt, als alter Kötter aufgeführt. --- Auch sprechen einige Anhaltspunkte dafür, dass der Name der Bauernschaft Niehorst nicht erst mit der Regierung der Clever Herzöge aufgekommen ist. So heißt es im Urbar Nr. 939: „Johann Nigehorster, nit weit von Mergenfeldt, an der landschnaet gesessen (...), hait von Meinem Gnedigen Hern lenderei vor viel jaren uß der marcke genommen, de Hennekenkamp genandt, (...), nota, wann mast ist, so mueß ehr den Henneken kamp ufthun, das man zu behuef Meins Gnedigen Hern busch“. Die Nigehorstere, der Busch des gnädigen Herrn, der offensichtlich Niehorst den Namen gegeben hat, scheint weit nach Marienfeld zu gelegen zu haben und wird 1556 schon ein beträchtliches Alter gehabt haben; denn Schweine wurden zur Mast ja in Eichenwälder getrieben, und so ein Wald zur Mast war nicht in wenigen Jahrzehnten gewachsen.

Noch eine Unstimmigkeit in der Dopheiden-Familiengeschichte ist mir aufgefallen: Als Dienste für den Landesherrn finden wir im Urbar 1556: Dopheide Dienst: „dienet in der arne mit dem Leibe 2 tage und helffet uber das andere jar die schultschweine gen hofe treiben“. Dazu heißt es in der Familiengeschichte S. 133:
“Außerdem hatte er noch einen besonderen Dienst, wie ihn nur zwei andere Bauern aus dem Kirchspiele sonst hatten. Er hatte nämlich die Aufgabe, den Transport der Schuldschweine, die jedes Jahr einmal an den Hof nach Düsseldorf gebracht werden mussten, zu überwachen. Es wird dies eine besondere Vergünstigung gewesen sein, denn außer ihm hatte diesen Dienst nur noch einer, Gerd Cothemann, der insofern die besten Beziehungen nach oben hatte, als ein Verwandter von ihm, Hermann Cothemann, Rentmeister auf der Sparrenburg (in Bielefeld) war und die Dienste zu vergeben hatte; noch 1535 hatte Gerd Cothemann diese verantwortungsvolle Aufgabe allein, 1550 kam Johann hinzu. Es wurden dafür nur solche Bauern verwendet, die reiten konnten und im Gebrauch der Waffen geübt waren, denn ein solcher Transport war lang und durch räuberisches Gesindel gefährdet; außerdem waren Sprach- und Ortskenntnisse nötig, die Johann von seiner Wanderung aus Frankreich her besaß. Johann war diese Vergünstigung deshalb willkommen, weil er so alle zwei Jahre Gelegenheit hatte, in der Landeshauptstadt über seine alte Heimat Nachricht zu erhalten.“

Das klingt alles so schön, aber wer treibt schon 44 Schweine (soviel waren es nach dem urbar im ganzen Kirchspiel) von Isselhorst nach Düsseldorf? Viel näher liegt zweifellos, dass die Schweine zur Sparrenburg getrieben wurden. Und ob das Schweinetreiben eine Vergünstigung war? Und dass Johann Dopheide den Transport der Schultschweine als reitender Begleiter überwachen sollte und durfte, ist aus der kurzen Notiz im Urbar nicht herauszulesen.

Im Urbar finden wir im übrigen noch folgende Angaben: „Gerd Cothemann, helpet vor seinen dienst alle jar de schultschweine gen hofe treiben ... Johann in der Nesselnstroit helft umb das vierde jar die Schweine treiben ... Johann Syverdt, und treibt umb das zweite jar die schultschweine gen hofe ... Johann Schroder uf der Kulen: und traget honere zum Sparenberge, wan es vonnoten“. Bei diesem letzteren wird es deutlich gesagt, wohin die Hühner gebracht wurden, bei den Schweinen wird es nicht anders gewesen sein. Außerdem waren es nicht nur Dopheide und Cothemann, die die Schweine gen Hofe treiben mussten, Syverdt und Nesselnstroit waren auch dazu verpflichtet.

Doch kommen wir zum Hof Viertmann zurück. 1535 wird der Besitzer als alter Kötter bezeichnet. Wir dürfen daher annehmen, dass der Hof bereits vor 1350 bestand. 1556 finden wir im Urbar folgende Angaben: „919. Johann Vertman ist ein koter, Meinem Gnedigen Hern mit wief und kindern eigen. Sein Furstliche Gnade hait am gut die besate. Haus , hof und garde von 1 Schepfel roggen.
Sedig landt: ein kamp ufn Hanbrincken von 6 schepfel roggen, ein kamp vorm Hofe in den Lohen von 3 spint roggen, uf dem felde vorm Hofe von 1 ½ schepfel roggen.
Wisch: eine wisch vast bei dem hofe von 1 ½ foder.
Unland: in der wisch von ½ schepfel roggen.
Schulde: gibt Meinem Gnedigen Hern 3 schillinge, davon 1 schillinck marckgelt, wan mast ist ein holtzschwein, 1 gans, 2 honere; in die kirchen 9 schillinge licht; dem pastor 1 hoen; dem koster 2 becker roggen; ein gogrefenhoen zun Harkoten.
Dienst: dienet und gibt zehenden wie der negste.“ Der „negste“ im Urbar war Wolfgang Twelleker, er musste folgenden Dienst leisten und Zehnten geben:
Dienst: dienet mit dem leibe die wochen einen tag oder gibt davor ½ gulden.
Zehenden: Mein Gnediger Herre hait von seinem lande den zehenden.

Dann reißen die Urkunden für längere Zeit ab, es sei denn, dass man in den Archiven zu Münster noch einiges findet. Anscheinend existieren dort noch Listen über Abgaben der einzelnen Höfe; denn Dopheides erwähnen mehrfach andere Jahreszahlen als 1535 und 1550 (bzw. 1556; Pastor Wiehage und Dopheide geben 1550 für das Urbar an, der gedruckte Band vom Urbar nennt die Jahreszahl 1556). Für 1721 erwähnt Pastor Wiehage dann aus dem Praestationsregister: Veerdtmann, königl. Kötter, Anerbe.

Wenn wir uns die Angaben für die anderen Höfe in Niehorst ansehen, war es anscheinend eine Frage für das Praestationsregister, ob die Hofbesitzer als Anerbe den Hof übernommen hatten oder durch Heirat einer Anerbin Hofbesitzer wurden (und dementsprechend auch die Auffahrt gezahlt hatten). Von 22 Niehorster Höfen heißt es 15 mal Anerbe, 5 mal auf den Hof geheiratet, 2 mal keine diesbezügliche Angabe. Wenn es also 15 mal Anerbe heißt, ist nicht anzunehmen, dass jedes Mal der Bauer verstorben ist und ein Anerbe bereit steht, um den Hof zu übernehmen.

Zu dem Namen Viertmann schreibt Pastor Wiehage: „Der Name ist schlecht zu deuten. Ob er mit Pferd zusammenhängt?“ Bei dem Nachbarhof Sievert schreibt er dagegen zu der Angabe im Urbar: „Unlandt: in der wisch in der Nesselnstroit von 1 schepfel, das Bruech vor der Fordte von 1 ½ schepfel“.

Hier taucht die „Fordte“ oder „Ferd“ oder „Verdte“ von Nr. 12 auf, also Hof Viertmann. In einer Abschrift des Urbars aus dem 17. Jahrhundert wird statt „Fordte“ „Ferd“ geschrieben, in einer anderen Abschrift „Verdte“. Auch bei dem Hofe Cothmann taucht im Urbar eine „Forde“ auf, ebenso in dem Hofnamen Brunefordt. Beide Höfe liegen aber in Holtkamp. Bei Gerdt Cothmann heißt es im Urbar: „ ...hait zwei orde von einem foder hewes im Tellekeshaken und uf dem Brunenforde“.

Zwei andere Hofnamen, die auch die „Forde“ enthalten, sind Gerke Hannefort im benachbarten Brockhagen und Wolfgang Heinforth in Ebbesloh (Hof Kaselowski). Zu letzterem schreibt Pastor Wiehage: „Ford ist Furt über oder durch einen Bach oder Fluß - hier der Johannisbach“. Ob wir damit der Deutung des Hofnamens Viertmann näher kommen? Wenn wir die verschiedenen Schreibweisen Fordte, Ferd, Verthe, Veerthmann gleichsetzen dürfen, ist es nicht so abwegig, im Hof Viertmann den Hof an der Furt durch die Lutter zu sehen. Die Lutter wird in frühen Jahrhunderten, als der zuerst überlieferte Name Verthman entstand, bestimmt eine Furt gehabt haben, um zwischen Gut Langert und Dorf Isselhorst die Lutter durchqueren zu können. Zudem war Hof Viertmann der hier am nächsten an der Lutter liegende Hof, der jetzt näherliegende Hof Hoeinhörster (Knufinke) scheint wesentlich jünger zu sein, 1535 wird er noch nicht erwähnt. Das „Bruech vor der Fordte“ des Johann Syverdt müsste dann ein sumpfiges Stück „Unlandt“ vor der Furt gewesen sein.

Da wir in der Ahnenreihe Viertmann erst 1736 mit der Geburt des Hermann Christian gesicherte Unterlagen haben, sind wir für die Generationen davor auf einige Vermutungen angewiesen. Um 1700 hat anscheinend ein Christian Eysse auf den Hof geheiratet. Außer auf einer Truhe mit der Inschrift „Anno 1700 Christian YESSE“, wobei die beiden ersten Buchstaben vertauscht sind, taucht der Name zweimal auf Torbalken auf: „Christian Eysse und Margarethe Viertmann“ am neuen Kotten und „Christian Eisse und Catharina Ilsabein Ramvort Anno 1716“ über dem Eingang zum Scheunenanbau. Welches der ältere Torbalken ist, steht nicht fest, da der eine keine Jahreszahl trägt. Da 1721 in dem Praestationsregister steht „Anerbe“, müsste ein Sohn des Christian Eysse und der Catharine Margarethe Viertmann den Hof schon übernommen haben, sonst hätte dort stehen müssen: auf den Hof geheiratet. Möglicherweise aber war die Catharine Margarete Viertmann gestorben und Christian Eisse hat eine Cath. Elsabein Ramforth wiedergeheiratet. Dies wäre aber nur möglich gewesen, wenn dem Sohn , dessen Namen wir nicht kennen, der Hof übertragen wurde, da ja die verstorbene Mutter Anerbin gewesen war. In diesem Zusammenhang könnte man auf einen Abschnitt in einem „Westfälischen Trachtenbuch“, das Anfang des 20. Jahrhunderts erschienen ist, hinweisen, wo es auf S. 34/35 heißt: „Vor dem Herde (gemeint ist wohl die offene Herdstelle in alten Bauernhäusern) aber standen zwei Stühle, der eine für den Wehrfester, d.h. den Inhaber des Hofes, und der andere für seine Frau. Starb der Mann, so nahm die Frau als Herrin seine Stelle ein;“ „verrückte sie aber den Stuhl,“ d.h. heiratete sie wieder, wobei sie auf ihren alten Platz zurückkehrte, so konnte der Anerbe, sobald er großjährig geworden war, ihr „den Stuhl vor die Tür setzen“, d.h. sie aus dem Haupthause auf die Leibzucht verweisen.

Wenn wir diesen Bericht auf den Hof Viertmann um 1721 übertragen, würde das etwa so heißen: „Catharina Margarethe Viertmann heiratete um 1700 Christian  Eisse, war aber als Anerbin die eigentliche Herrin des Hofes. Aus dieser Ehe ging mindestens ein Kind, ein Sohn, hervor, der 1721 im Praestationsregister als Anerbe aufgeführt wird. Als Catharina Margarethe starb, wurde Christian Eisse Besitzer des Hofes, als er jedoch „den Stuhl verrückte“ und wieder heiratete, konnte ihm der Sohn als Anerbe „den Stuhl vor die Tür setzen“ und ihn mit seiner 2. Ehefrau auf die Leibzucht verweisen, als er vor 1721 volljährig geworden war. So ist verständlich, dass es im Praestationsregister 1721 heißt: „Veerdtmann, königl. Kötter, Anerbe“.

Für die Vermutung, dass Christian Eysse oder Eisse zweimal verheiratet war, sprechen auch andere Urkunden in den Isselhorster Kirchenbüchern. Am 10.09.1761 wird der Tod von Johann Henrich Viertmann, Niehorst 12, beurkundet. Er war seit dem 20.11.1745 verheiratet mit Anna Elisabeth Meschmanns. Diese Starb am 15.08.1770 im Alter von 53 Jahren, war also 1717 geboren. Wenn dieser Johann Viertmann (geb. 1708) etwa gleichaltrig war, ist er in der Ahnenreihe Viertmann schlecht unterzubringen. Es kann kein Bruder des 1736 geborenen Hermann Christian sein, auch als Bruder des „Anerben 1721“ passt er schlecht in die Ahnenreihe?. Wenn jedoch Christian Eisse vor 1716, der Jahreszahl, die auf dem Torbalken genannt wird, eine zweite Ehe eingegangen ist, könnte Johann Henrich Viertmann ein Sohn aus dieser Ehe sein, also ein Halbbruder des „Anerben 1721“, aber kein echter Viertmann?, da die Eltern Eisse/Ramforth waren. Er konnte nicht Anerbe werden, obwohl nach dem Anerbenrecht sonst der jüngste Sohn Anerbe wurde. Er wird später in einem der beiden Kotten auf dem Hofe Niehorst 12 gewohnt haben und wurde in den Kirchenbüchern als Viertmann, Niehorst 12, geführt.

Eine weiter Frage ist, woher Christian Eisse stammt: Es liegt nahe, an den Hof Meyer zu Eissen zu denken. Nach Auskunft von Herrn Horst Meyer zu Eissen ist auf der Familientafel der Meyer zu Eissen kein Christian zu finden, trotzdem alle Kinder um 1700 aufgeführt werden. Er weist aber auf einen anderen Hof in Theesen hin. Im Urbar findet sich dort für 1556 ein Meier Hermann zu Eerssen, in der benachbarten Bauernschaft Groß-Dornberg heißt es ausserdem bei einem Halbspennerhof Else Cleinenberges „eine breden lanbdes hait sie von Meiger Harmen zu Eyssen“. Dazu schreibt Herr Meyer zu Eissen: Die Bezeichnung Meier vor dem Vornamen müsse als Berufsbezeichnung aufgefasst werden. Bei den echten Meyerhöfen stände der Vorname vor dem Meyer (zu Eissen)“. Bei den genannten Meier Herman zu Eerssen und Meiger Harmen zu Eyssen muss es sich um den gleichen Hof handeln. In der Bauernschaft Schildesche gab es seiner Zeit auch noch einen Johann Hovener zu Ehessen, der auch an den Namen Eysse anklingt. Wir dürfen auf jeden Fall annehmen, dass unser Christian Eysse aus dem Kirchspiel Schildesche stammt. Mit größter Wahrscheinlichkeit hat der 1736 geborene Hermann Christian seinen zweiten Vornamen von dem Großvater Christian Eisse erhalten.

Die Kirchenbücher von Isselhorst beginnen zwar schon 1714, aber erst 1736 finden wir den ersten  Viertmann, den schon erwähnten Hermann Christian. Später im 19. Jahrhundert liegen auch hofakten vor, die uns wertvolle Einblicke in die jüngste Familiengeschichte geben. 1852 überträgt Peter Henrich den Hof an seinen Sohn Johann Henrich aus 1. Ehe mit Magdalene Dorothea Wackers. Die Brautschätze bzw. Abfindungen an die 4 Halbgeschwister aus der 2. Ehe mit Christine Elisabeth Hornberg werden hypothekarisch abgesichert. Der gesamte Grundbesitz, der damals zum Hofe gehörte, wird aufgeführt, auch die Lasten, die noch von alters her vorhanden waren, so 5 Reichsthaler, 1 Silbergroschen, 2 ¼ Pfennig jährliche Zahlungen an den Fiskus, 8 Reichsthaler, 5 Silbergroschen Naturalfruchtzehnten, 56 Handdienste in natura oder 3 Reichsthaler u. 15 Silbergroschen Courant. Gegen diese Handdienste hat der Colon Viertmannb 1835 protestiert, der Fiskus hat sie nicht vollständig nachweisen können, darum werden dieselben nur „protestativisch“ eingetragen. Die Pfarre erhält jährlich ein Huhn, die Kirche zu Isselhorst einen Zins von 4 Silbergroschen u. 6 Pfennige, die Küsterei 2 Becher Roggen (Kirchenmaß). Interessant dabei ist, dass die Abgaben an den Pastor (Pfarre) und an den Küster noch die gleichen sind wie im Urbar 1556 aufgeführt werden. Die Leibeigenschaft war ja bereits seit Anfang des Jahrhunderts aufgehoben, die sachliche Hörigkeit war noch erhalten geblieben bis in der Mitte des Jahrhunderts durch gesetzliche Regelungen die alljährlichen Geld- und Naturalabgaben, Hand- und Spanndienste abgelöst werden mussten. In Avenwedde zog sich diese endgültige Festsetzung der Ablösesummen bis 1854 hin. Da im Hypothekenbrief v. 09.10.1852 diese dinglichen Lasten noch aufgeführt werden, war in Isselhorst/Niehorst die Umwandlung auch noch nicht abgeschlossen.

Der vorgenannte Henrich, der 1852 den Hof überschrieben bekam, hatte 1837 Caroline Elisabeth Baumeister geheiratet. Sie stammte aus der Neuen Mühle Isselhorst 17. Pastor Wiehage erwähnt bereits, dass die Familie Baumeister von der Patthorster Mühle nach Isselhorst gekommen ist. Weiter lässt sie sich bis Anfang des 18. Jahrhunderts nach Hörste verfolgen. Von dieser Caroline Elisabeth stammt eine handschriftliche Aufzeichnung, in der sie eine kleine Familiengeschichte begonnen hat.

Vom 22. 03. 1862 datiert ein Brief des Bruders Ernst Heinrich an Johann Henrich, in dem er um die Auszahlung seines restlichen Erbes bittet und in genauer Aufrechnung die entstandenen Zinsen für verspätete Teilzahlungen und von ihm zu zahlende Zinsen für eine vorgezogene Auszahlung des restlichen Erbes aufführt. Dieser Ernst Heinrich Viertmann war nach Gütersloh gezogen und war Höker, also Händler und wohnte Gütersloh 123 (heute Hohenzollernstr. 16), wo noch heute Nachkommen des Ernst Heinrich das Cafe Ridder bzw. Stadtcafe (Cafe Müller) betreiben. Die übrigen Geschwister, die Johann Henrich abfinden musste, waren die Schwester Elisabeth, verheiratete Bentlage, und die beiden Brüder Franz Henrich und Henrich Christoph. Diese beiden waren nicht verheiratet und werden der eine als Knecht, der andere als Schäfer aufgeführt.

Johann Henrich Viertmann und Caroline Elisabeth Baumeister hatten 5 Kinder, das zweite Kind, ein Mädchen, starb im frühen Alter von einem Jahr. Im Jahre 1874 übergab Johann Henrich den Hof an seinen jüngsten Sohn Franz Friedrich. Drei Geschwister hatte dieser abzufinden: den ältesten Bruder Peter Heinrich, der noch unverheiratet als Knecht auf dem Hofe lebte, aber im Alter von über 50 Jahren noch heiratete, und die Schwestern Johanne Charlotte, verheiratete Schrewe, Niehorst 26, und Marie Christine, verheiratete Sievert, Niehorst 13.

Bis 1882 lag der Hof einige hundert Meter weiter zur heutigen Holler Straße hin. In diesem Jahre versetzte Franz Friedrich die Hofgebäude an die jetzige Stelle, in die Nähe des 1796 gebauten „Feldkottens“. Der Feldkotten lag früher allerdings noch weiter zurück und wurde erst nach 1882 an die heutige Stelle versetzt.

Die Zeit um 1700 bis 1750 muss eine günstige Zeit für die Isselhorster Landwirtschaft gewesen sein. Der 30jährige Krieg lag 50 Jahre zurück, man hatte sich von den größten Bedrängnissen jener Zeit erholt. So setzte auch, wie im ganzen Kirchspiel Isselhorst, auf dem Hofe Viertmann eine rege Bautätigkeit ein. Wahrscheinlich wurde zwischen 1700 und 1716 der „Neue Kotten“ gebaut und 1716 ein Anbau an das Haupthaus, der den Torbalken trug, den wir nach der Umsetzung des Hofgebäudes als Eingang zu den Schweineställen finden. Vielleicht hatte auch Christian Eysse eine gute Mitgift mitgebracht, und die (vermutete) zweite Heirat brachte das Heiratsgut dieser Frau auf den Hof. So finden wir Christians Name auf zwei Torbalken. Die Zeit bis zu den 3 Schlesischen Kriegen Friedrichs des Großen brachte wahrscheinlich auch eine Aufteilung der „gemeinen Mark“, die vor allem den alten Höfen neuen Grundbesitz brachte, so dass der Hof mehr Arbeitskräfte benötigte, um dieses Land urbar zu machen und zu beackern. Daher ist verständlich, wenn auf dem Hofe Viertmann der „Neue Kotten“ gebaut und ein Anbau gemacht wurden, um den Kindern, die nicht Hoferbe werden konnten oder fremden Familien Wohn- und Arbeitsmöglichkeit zu geben. Viele Neuwöhnereien oder hofabhängige Kotten wurden in der Zeit bis 1750 im Kirchspiel Isselhorst gebaut. So wurde „Stienshus“ (Niehorst 26) 1749 gebaut und war eine „Herrenfreie Neuwöhnerey“, wie es in einer Urkunde von 1790 heißt. 1747 wurde das alte „Schaolhus“ gebaut: „Henrich Christoph Hornberg und Catharina Margaretha Verlegers, Eheleute, haben dieses Haus bauen und aufrichten lassen. Den 26. Junius Anno 1747“, lesen wir noch heute an dem Hause „Im Lohden 19“.Der hier wohnende „Schulhalter“ Friedrich Christoph Schrewe, verheiratet mit Marie Agnese Christine Harenberg, war Erbpächter des Hofes Hornberg und unterrichteten, wie auch nach seinem Sohn Peter Friedrich, die Schuljugend von Hollen, Niehorst und Ebbesloh.

Von den Kindern des Franz Friedrich Viertmann, verheiratet mit Caroline Schürmann, übernahm der einzige Sohn Gustav den Hof. Die Tochter Marie heiratete Schlossermeister Heinrich Schürmann in Gütersloh, Tochter Anna den Gastwirt Karl Beckord in Gütersloh, Tochter Lina heiratete Heinrich Steinbeck in Isselhorst und die vierte Tochter Emma den Landwirt August Wesselmann in Niehorst.

Damit möge diese kleine Familiengeschichte enden.

1989                      Hermann Roggenkamp



Nachtrag
zur Familiengeschichte des Hofes Viertmann
(voraussichtlicher Verfasser Roggenkamp)

Familiengeschichten könnten alle paar Jahre neu geschrieben werden; durch Zufall oder gezielte Forschung finden sich immer wieder Anhaltspunkte, die eine Ergänzung oder Berichtigung herausfordern. Hier sind es vor allem eine Eintragung im Isselhorster Heiratsregister von 1728 und die Möglichkeit, in das Praestationsregister von 1721 und in den Bericht des Samson Hoberge von 1535 Einsicht zu nehmen. Diese Verzeichnisse konnte mir Herr Hans-Georg Baumeister zugängig machen.

Im Isselhorster Heiratsregister fanden wir folgenden Eintrag:
26.09.1728 Christian Virtman - Margarethe Ilsabein Sprickmans.

Hinweise auf die Wohnung oder die Eltern des Brautpaares fehlen, doch ist der Vorname Christian ein sicherer Hinweis nach Niehorst 12. In diesem Christian vermutete ich den 1721 genannten Anerben des Praestationsregisters (Abgabenregister). Bisher hatte ich nur die Angaben, die Pastor Wiehage in seiner Schrift „Beiträge zur Heimatkunde im Kirchsapiel Isselhorst“ über die einzelnen Höfe machte. Nachstehend bringe ich nun den vollen Wortlaut des Registers für Niehorst 12:

12. Verdtmann - Ein Königl. Eigenbehöriger Kötter.
Quaestio: Welcher gestalt er auf die Stette gekommen?
Responsion: Wäre anerbe gewesen, und seine frau hätte sich für 16 Jahren mit 5 GGfl. Beweinkauffet.
(Nun folgen einige Aufstellungen von Dienstleistungen und Zahlungen, die hier fortgelassen wurden, im Original aber vorhanden sind.)

Ein Vorname wird in diesem Registerauszug nicht genannt, hätte uns wohl auch nicht weitergeholfen: Christian hieß der junge „Virtman“, der 1728 heiratete, Christian hieß aber auch der alte „Virtman“, geb. Eysse oder Eisse. Andererseits war Christian Eysse kein Anerbe, „auf der Stette als Anerbe gezogen und gebohren“, wie es bei anderen Höfen des Kirchspiels heißt. Bei den Niehorster Höfen fehlt jedoch durchweg das „gezogen und gebohren“. Da wir aus den Inschriften am „Neuen Kotten“ und am Anbau des Haupthauses einwandfrei feststellen können, dass Christian Eysse zweimal verheiratet war, muss sich Christian Viertmann, geb. Eysse, 1721 als Erbe bezeichnet haben, als Erbe der verstorbenen Catharina Margaretha Viertmann, und der Ravensberg-Preußische Beamte hat dieses wie sonst üblich, als „Anerbe“ eingetragen. Aus der Feststellung, „seine frau hätte sich für 16 Jahren mit 5 GGfl. Beweinkauffet“, erfahren wir, dass Christian Eysse vor 16 Jahren, also 1705, die Catharina Ilsabein Ramvort geheiratet hat. Die erste Frau, geborene Viertmann, muss 1704/1705 gestorben sein und der Anerbe Christian, der am 26.9.1728 heiratete, zwischen 1700, dem Datum auf der Truhe, und 1705, der Wiederheirat des Vaters, geboren sein. Bei der Taufe des Hermann Christian am 02.09.1736 heißt es im Taufregister: Jung Virtmanns S. (Sohn) Hermann Christian, P. (parentes = Vater) der alte Virtmann.

1736 lebte also Christian Eysse noch, war aber nur als „der alte Virtmann“ bekannt und gab als Pate seinen Vornamen Christian an seinen Enkel und späteren Hoferben weiter. Somit haben will alle Hofbesitzer Viertmann namentlich erfasst, die aus den Kirchenbüchern Isselhorst zu ermitteln sind.

Zu den Eintragungen im Praestationsregister noch einige Anmerkungen: Jede Befragung wurde eingeleitet mit der Frage (Quaestio): „Welcher gestalt er auf die Stette gekommen?“ Die Antwort (Responsion) könnte in Bezug auf den Weinkauf missverstanden werden. Statt „vor“ 16 Jahren hat der Schreiber immer „für“ geschrieben. Wenn der Bauer nicht verheiratet war, konnte die Antwort lauten wie z.B. beim Hofe Heitmann, Hollen 9: „Wäre darauf gezogen und gebohren, und hätte durch entrichtung eines weinkaufs a 5 GGfl. Für 10 Jahren sich qualificieret“.

Ein Dienstgeld musste gezahlt werden, wenn der wöchentliche Händedienst nicht geleistet wurde. Der Betrag ist anscheinend erhöht worden. Es heißt: „inclus. Verhöhung von 1 Taler 1 Groschen“. Hundert Jahre später muss diese Zahlung in Vergessenheit geraten sein. In dem Hypothekenschein von 1852 wird erwähnt, dass der Colon Viertmann 1835 gegen diese Handdienste protestiert habe. Nach den Abgaben an die Kirche folgt ein etwas unverständlicher Satz: „Thut Land=folgen“ zeigten, dass damit Dienste oder Abgaben gemeint waren, die der Landesherr beanspruchte. In einem Kommentar zu einem Verzeichnis aus dem Jahre 1549 heißt es: „Wie bei den Abgaben, so müssen wir auch bei den Diensten, die dem Grafen von Ravensberg geleistet wurden, öffentliche und grundherrliche unterscheiden. Öffentliche Dienste waren: „Landfolge (allgemeine Wehrpflicht), Burgfestung (Erbauung und Erhaltung der Schlösser des Landesherrn, Wege- und Stegebesserung), Gerichtsdienste (Übeltätern nacheilen, verhaften und ins Gefängnis bringen und Gogerichtsdienste).“ ...
Nach dem vorliegenden Verzeichnis haben im Jahre 1549 alle Dienstpflichtigen im Amte Sparrenberg den Dienst gedungen, d.h. Dienste nicht mehr in natura geleistet, sondern mit Geld, dem Dienstgeld, bezahlt.

Nach einer Auflistung von 1491 wurden auch die Schultschweine durch Geldzahlung abgelöst, das Treiben der Schweine „gen Hofe“, wie es im Urbar bei vier Höfen im Kirchspiel Isselhorst heißt, entfiel demnach. In der Urkunde von 1535 heißt es tatsächlich beim Hofe Kotman: „vor den dienst al Jaer de swyne up den Ryn helpen driven“, also nach Düsseldorf (an den Rhein). Da war es einfacher, statt Schweine Geld zu fordern. Pastor Wiehage schon schrieb hierzu: „gen Hofe treiben, was bedeutet das? Nach Düsseldorf-Kleve, wo der Hof ist? Magern die Tiere nicht ab? Werden sie nicht gestohlen? Verwüsten sie nicht die Äcker am Wege? ... Ich tippe mehr auf die Sparrenburg, auch um der Treiber willen.“ Bei der Angabe der Flächenmaße tauchte die Frage auf, wie sich die verschiedenen Maaße zueinander verhalten. Das war anscheinend in den benachbarten Gebieten verschieden. Für Niehorst galt Bielefelder Maaß: 1 Scheffel = 4 Spind = 4 Becher. So gerechnet stimmt die Angabe von 43 Scheffelsaat, 1 Spindsaat. Unterschiedlich sind auch die Angaben über die Größe von 1 Scheffelsaat in Quadratmetern: Amt Reckenberg = 807 qm, Rietberg = 887 qm, Rheda/Gütersloh = 922 qm, Herzebrock = 993 qm, Clarholz = 1177 qm, Osnabrücker Maaß = 1179 qm. Diese Angaben fand ich in den Gütersloher Beiträgen 1968, Heft 12.

Bei dem Bericht des Samson Hoberge von 1535 habe ich mich in der Familiengeschichte an Aufzeichnungen gehalten, die ich in dem Heft „900-Jahrfeier Isselhorst 10. Juni - 12. Juni 1950“ fand. Der Beitrag stammt aus der Feder von Amtsdirektor Adolf Tjaden, Brackwede. Die Aufzählung der „Anspanners, De alde Kotters und Newe Kotters“ weichen so wesentlich von der jetzt vorliegenden Urkunde ab, das ich nachstehend beide Fassungen bringe, natürlich auch nur die Namen, ohne die Leistungen der einzelnen Höfe:

Version von Tjaden
Die ältesten Nachrichten über Höfe und landwirtschaftliche Stätten stammen aus dem Jahre 1535, sie sind also mehr als 400 Jahre alt. Der seinerzeitige Brackweder Vogt Samson Hoberges musste alle landwirtschaftlichen Stätten registrieren. Er berichtet seiner vorgesetzten Stelle „am zwolften Dage Septembris anno 1535“ über das zur Vogtei Brackwede gehörende „Kirspell to Ysselhorst“:
“Disse menner wonaftig yn Kirspell to Ysselhorst sint tobehorig mynen gnädigen Hern und gevet seiner f. G. als hyr nabeschreven“. - Es folgen dann folgende Namen:
“Anspanners: De meier tho Horlen, Verleger, Zur Heilen, der Schroder, de Rywe, Holtkamp, Holman, Brunevorth.
De alde Kotters: Der Glaßhoster, Bentlage, Wyrkamp, Wydev, Horenberg, de Ramford, Heitman, Hynrich Yasper, Herman Glaßhoster, Scurman, Maybrink, Verthman, Bolweg, Sprickman, Dorpheide, Birkenhake, Johan Engelkinck, Kotman, Berkermeyert, Brunevorth, de grote Corth, Horstman, der twelker, Krul.
Newe (neue) Kotters: Yost up der Kirmyssen, Johan tom Rammer, de Goltbecker, de Glaßhoster, 6 Menner tom Ebbesloe, Item drie menner, tobehorig Yunker Otten von Rydberg, der ander Hülsemann, Welpman, Welderdiek“.
Erklärungen: Kirmyssen = Kirchmessen; Rydberg = heute Rietberg;.

Version Roggenkamp:
Anspanners: Der Meier tho Horlenn, Verleger, Dickmann, Der Schroder, De Ryve Holtkamp, Holman, Ramvorth.
De alde Kotters: Der Glashoster, Bentlage, Wytkamp, Wydey, Horenborch, De fryler, Heitman, Hynrich Jasper.
De Nye kotters: Herman Glaßhoster, Scurman, Meybrinck, Verthman, Bolwich, Sprickman, Dorpheide, Birkenhake, Johan Engelkinck, Kotman, Beckernaget, Brunevorth, De grote Corth, Horstman, Der twelker, Krul.
Jost up der kirmyssen ys kortelich yn de marke getogen unnd is noch nirgens up gesatz. Desgelichen Ludeken yn der Nettelenn stroth, Johan tom Ramvorde synt nyrgens gesatz“.

„Der goltbecker is tobehorich denn lydbernn (Ledebur) und gift mynem g. H. ..... Der Glashoster tobehoern den lidbernn gyfft mynem g.h. ...... Sechs Menne tom Ebbesloe tobehoern denn van merienvelt und ein yeder gitft ..... Item drie men tobehorich Juncker Otten van Rydberg geven mynem g.h. ..... Eine geheiten Govert ...... Der ander Hulsmann ...... Der derde gnant Camphinrich ......
Der meiger tho mellage ym styft van münster wonende unnd gebruckt der marck yn diesem kirspel und gift dar van mynem g.h. ..... Dergelichen der Niehorster ½ gulden unnd den teinden van dem lande ym selvenn kyrspell gelegen. Welpman hort to gotterslo to kerkenn gift tynden van der kypen. Welderdick gift teinden van aldem lande dat he legen hait in dissem kyrspell.
Disse nabeschreven geven Weyde gelt. Der Nyehoster, De menner to gremse, De hanhoster, Der goltbecker, Der glashoster, Der Rive, Der schroder, Jasper, Krul, Holtkampe, Holman, Horenberch, Bentlage, Wytkamp, Brynckman, brunewort, Hinrich thom syverde“.

Anscheinend existieren zwei verschiedene Handschriften bzw. Abschriften dieser Urkunde; denn die Unterschiede zwischen beiden können nicht allein auf Lesefehler zurückgeführt werden. Was bei Tjaden als „Newe Kotters“ aufgeführt wird, sind in der anderen Urkunde Höfe, die nicht dem Ravensberger hörig waren oder gar außerhalb Ravensbergs lagen und nur Abgaben für Ländereien innerhalb Ravensbergs leisten mussten.

Nach dieser Urkunde würde Verthman also Neukötter sein. Was immer Alt- und Neukötter bedeuten mag: vor 1511 oder nach 1511, dem Regierungsantritt Johann III. von Cleve, gegründet??? Wenn die Namensdeutung Verthman gleich „Mann an der Furt“ richtig sein sollte, und nach Auskunft von Sprachforschern spricht einiges dafür, kann Viertmann kein Neukötter sein. Der Name könnte vielleicht sogar auf vorchristliche Zeit zurückgehen.

Meine Feststellung, dass der Hof Hanhörster 1535 noch nicht bestanden habe, muss berichtigt werden: 1491 und 1492 wird schon erwähnt, dass Hanhörster je 8 schilling Kogeld gezahlt habe. Da er 1556 im Urbar als frei, also nicht dem Ravensberger hörig, bezeichnet wird, wird er 1535 nur bei denen genannt, die Weidegeld zahlten.

 

 Die Brotbackstube heute

 

Zeittafel des Hofes

1535        Verthman, alde koter (nye kotter?)
erste Erwähnung des Hofes durch den Brackweder Vogt Samson Hoberge

1556          „Johann Vertman ist ein Koter, Meinem Gnedigen Hern mit wief und kindern eigen“, heißt es im Urbar der Grafschaft Ravensberg 1556

um 1700    Catharina Margaretha Viertmann heiratet Christian Eysse laut Inschrift auf alter Truhe und dem Torbalken am neuen Kotten.

Vor oder um 1705       Catharina Margaretha Viertmann gestorben. Christian Viertmann geboren.

1705          Christian Eysse heiratet in 2. Ehe Catharina Ilsabein Ramvort lt.
       
Praestationsregister 1721: vor 16 Jahren; Torbalken Anbau: 1716

1708          Geburt des Johann Henrich Viertmann; Elternschaft noch nicht geklärt.

1717    Geburt der späteren Frau von Johann Henrich Viertmann: Anna
Elisabeth Ma(e)schmanns

1721          Praestationsregister 1721: Verdtmann, Ein Königl. Eigenbehöriger Kötter.

1728          Christian Viertmann und Margarethe Ilsabein Sprickmanns heiraten
        am 26.09.1728

1736          Hermann Christian Viertmann am 02.09.1736 geboren: Eintrag im Kirchenbuch: Jung            Virtmann S. Hermann Christian P. der alte Virtmann

1745          Am 20.11.1745 heiraten Johann Henrich Viertmann und Anna Elisabeth
    Ma(e)schmanns, die Stammeltern der Viertmänner aus dem Bereich Werl
    und Hamm. Die Zuordnung ist noch ungeklärt, der Herkunftsort ist jedoch identisch.

1760    Hermann Christian heiratet am 01.07.1760 Johanne Charlotte Rüschenpöhler geb. um 1736 in Senne I. Daraus folgende Kinder:
Catharina Margaretha  geb. 04.07.1762
Anna Maria Ilsabein     geb. 27.01.1765
Anerbe Peter Henrich geb. 17.01.1768
Christine          geb. 11.08.1770

1761                Am 10.09.1761 wird der Tod von Johann Henrich Viertmann, Niehorst 12, beurkundet.

1764          Hausbau? Lt. Aufzeichnung von Gustav Viertmann

1770          Am 15.08.1770 stirbt die Frau von Johann Henrich Viertmann im Alter von 53 Jahren.

1771          Johanne Charlotte, geb. Rüschenpöhler, am 22.05.1771 gestorben.

1772          Hermann Christian heiratet in 2. Ehe Clara Ilsabein Wüllners am 14.09.1771. Kind: Anna         Elisabeth geb. 24.7.1772, gest. 07.02.1775

1783          Hermann Christian am 16.12.1783 gestorben.

1790          Peter Henrich heiratet am 03.09.1790 Magdalene Dorothea Wackers, geb um 1770 in        Brockhagen/Sandforth

Kinder: Anerbe Johan Henrich geb. 09.06.1791
Johanne Charlotte        geb. 08.09.1792

usw.

 

Das Kaminzimmer

 

Anmerkung

Die ausführliche Ahnentafel, aufgestellt von Martin Viertmann nach den Recherchen in der Mormonendatei, gibt weitere Auskünfte über die Entwicklung der Stammdaten.

Es ist vorgesehen, alle Daten und Informationen über die Familie Viertmann im Stammhaus in Niehorst bei Georg Viertmann , Pivitsheide 28, 33334 Gütersloh, eMail:  ahnenforschung at viertmann Punkt de zu hinterlegen.

Für die Bereitstellung im Internet verantwortlich:

Martin Viertmann, Steinbergstieg 16 A, 33014 Bad Driburg,

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