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Martin Viertmann
Steinbergstieg 16 A, 33014 Bad Driburg
Email: martin.viertmann@gmx.de , Tel.: D 05253/3445, Fax: D 05253/933283

Georg Viertmann
Pivitsheide 28, 33334 Gütersloh
früher Niehorst Nr. 12
ahnenforschung at viertmann Punkt de, FAX 05241-9619000

 

 

Martin Viertmann, der Homepagebastler

 

Die Familiengeschichte der Familie Viertmann

Verfasst von Hermann Roggenkamp im Jahre 1989
Ein Versuch, den Text des Mittelalters ins Hochdeutsche zu übertragen mit einigen Ergänzungen
 (Ortsnamen und Familiennamen wurden fett gedruckt dargestellt, die Namen werden teilweise unterschiedlich geschrieben, Namensergänzungen haben stattgefunden)
 von Martin Viertmann am 16.09.2010 erstellt mit einem Nachtrag im Text wegen des Auftauchens weiterer Personen, die der Familie Viertmann zugeordnet werden können.

 

Der Hof VIERTMANN, Niehorst 12 (gehörte und gehört heute noch zu Isselhorst bei Gütersloh), kann schon auf ein sehr hohes Alter zurück blicken. Die erste Erwähnung dürfte aus dem Jahre 1535 stammen. In diesem Jahr befahl der Landesherr, der Herzog Johann III. von Cleve (heutiges Kleve am Niederrhein, es gibt aber auch noch ein Cleve bei Bielefeld), der im Jahre 1511 durch eine Erbschaft Herr des Ravensberger Landes geworden war, dem Vogt zu Brackwede, Samson Hoberge, eine Bestandsaufnahme der Ravensberg zugehörigen Bauernhöfe zu machen. Dieser berichtete seiner vorgesetzten Stelle am 12. 09. 1535 über das zum Verwaltungsgebiet Brackwede gehörende Teilgebiet von Isselhorst, in dem auch das heutige Gebiet mit der Bezeichnung Niehorst zu finden ist. Die Höfe wurden damals unterteilt in Höfe, die Hand- und Spanndienste leisten mussten, in alte und neue Bauern, die durch persönliche Arbeitsleistungen und Abgaben von Vieh und Ernte dem Vogt bzw. dem Landesherrn dienen mussten. Unter den „alten Bauernhöfen“ finden wir auch den Hof VERTHMANN (Begriffe wie Anspanners und Kötter siehe auch www.wikipedia.de ). 

Pastor Wiehage schreibt in seinem Heft „Beiträge zur Heimatkunde im Kirchspiel Isselhorst“: „Diese Aufzeichnungen heißen Urbar, seit 1535 in Arbeit, 1550 vollendet“. Wahrscheinlich handelt es sich aber um zwei verschiedene Arbeiten, wenn sie auch dem gleichen Zweck dienten, nämlich die Zugehörigkeit der Höfe und Hofbesitzer sowie die Dienstleistungen der einzelnen Bauern aufzuzeichnen.

Eine gute Übersicht über die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse in früheren Jahrhunderten bietet die Familiengeschichte der Familie Dopheide (siehe auch im Internet: www.familienverband-dopheide.de ), deren Stammhof ja auch in Niehorst lag. Wenn wir diesen Ausführungen folgen, sind seit dem Aussterben der Ravensberger Grafen im Jahre 1346 bis dahin keine nennenswerten Neuansiedlungen mehr erfolgt. Erst mit Regierungsantritt des Herzogs Johann III. von Kleve seien wieder mehr Bauernstellen ausgeteilt worden. In dieser Familiengeschichte der Dopheiden sollte nun in erster Linie dargestellt werden, dass die Dopheidens aus dem französischen Dauphiné nach Niehorst gekommen sind, und aus dem französischen „de Opphede“ oder „d’oppéde“ das niederdeutsche Dopheide oder Dorpheide wurde. Einige Irrtümer und Unstimmigkeiten ergeben sich aber aus folgenden Zitaten: Auf Seite 50 (des Urbar, ein Verzeichnis über Besitzrechte) heißt es: Es geht daraus hervor (aus dem Urbar von 1535), dass Dorpheide (Dopheide) der jüngste der 16 darin genannten Neusiedler war, denn sein Hof hat später die Nummer 16 erhalten. Die Nummern aber wurden nach dem Alter der Höfe ausgeteilt, und die Bauern wachten streng darüber, dass von diesem Brauche nicht abgewichen wurde.   

Dazu lesen wir bei Pastor Wiehage: „Im Jahre 1550 gab es auch noch keine Hausnummern, erst 1624 kommen sie auf“. --- Wahrscheinlich wurden die Hausnummern aber nach der Größe der Höfe ausgeteilt und nicht nach dem Alter. Wenn der Hof Dopheide im Jahre 1624 die Nr. 16 erhielt, ist damit nicht gesagt, dass er der jüngste Hof war. So hatten die im Jahre 1535 genannten Neukötter Weldersdiek später die Nr. 9 und Ramforth (oder Ramford) die Nr. 15. Der Hof Dopheide Nr. 16 wird dagegen als „Alter Kötter“ aufgeführt“.

Auf Seite 52 heißt es weiter: „So hatte er (Johann III. von Kleve) seit seinem Regierungsantritt im Jahre 1511 die südlich des Teutoburger Waldes gelegenen Teile der Grafschaft Ravensberg  mit neuen Bauerstellen versehen und die Bauernschaft Niehorst, hochdeutsch Neuhorst oder Neue Ansiedlung, im Kirchspiel Isselhorst angelegt, in die Johann d’opphede im Jahre 1534 aufgenommen wurde; die neuen Bauer wohnten hier, die alten Bauern und Anspänners (Bauern mit einer Dienstpflicht zu Hand- und Spanndiensten) hingegen in den älteren Bauernschaften Hollen, Holtkamp und Ebbesloh“.

Sehen wir uns aber die Aufstellung von 1535 an, so wohnten in Niehorst allein 1 Anspänner, 6 alte Kötter und 2 – 4 neue Kötter. Nicht alle Namen können identifiziert werden, auch werden nicht alle Höfe aufgeführt, die 1556 im Urbar genannt werden. Einer der neuen Bauern, Welpmann, gehörte später nach Gütersloh, wird aber im Urbar auch noch in der Bauernschaft Isselhorst aufgeführt. Dopheide, hier Dorpheide geschrieben, wird neben Ramford oder Ramforth, Bentlage, Bolweg, Verthmann und Sprickmann, wie oben schon erwähnt, als alter Bauer aufgeführt. --- Auch sprechen einige Anhaltspunkte dafür, dass der Name der Bauernschaft Niehorst nicht erst mit der Regierung der Klever Herzöge aufgekommen ist. So heißt es im Urbar Nr. 939: „Johann Nigehorster (Neusiedler), nicht weit von Mergenfeldt (keine Erklärung, entweder ein Familienname oder eine Landbezeichnung), an der landschnaet (keine Erklärung) wohnhaft (...), hat von meinem gnädigen Herrn Ländereien vor vielen Jahren aus der Gemarkung genommen, die Hähnchenkamp genannt wurde (---). Bemerkung: Wenn gemästet wird, so muss er den Hähnchenkamp aufmachen, dass man zum Wald des gnädigen Herrn kommen kann“. Die Nigehorstere (das Neuland), der ehemalige Wald des gnädigen Herrn, der offensichtlich Niehorst den Namen gegeben hat, scheint weit nach Marienfeld hin gelegen zu haben und wird 1556 schon ein beträchtliches Alter gehabt haben; denn Schweine wurden zur Mast ja in Eichenwälder getrieben, und so ein Wald zur Mast war nicht in wenigen Jahrzehnten gewachsen.

Noch eine Unstimmigkeit in der Dopheiden-Familiengeschichte ist mir aufgefallen: Als Dienste für den Landesherren finden wir im Urbar von 1556: Dopheide-Dienst: „dient in der Ernte selbst 2 Tage und hilft über das andere Jahr die geschuldeten Schweine zum Hofe (Annahmestelle) zu treiben“. Dazu heißt es in der Familiengeschichte S.133: „Außerdem hatte er noch einen besonderen Dienst, wie ihn nur zwei andere Bauern aus dem Kirchspiel sonst hatten. Er hatte nämlich die Aufgabe, den Transport der geschuldeten Schweine, die jedes Jahr einmal an den Hof nach Düsseldorf gebracht werden mussten, zu überwachen“. Es wird dies eine besondere Vergünstigung gewesen sein, denn außer ihm hatte diesen Dienst nur noch einer, Gerd Cothemann, der insofern die besten Beziehungen nach oben hatte, als ein Verwandter von ihm, Hermann Cothemann, Rentmeister auf der Sparrenburg (in Bielefeld) war und die Dienste zu vergeben hatte; noch 1535 hatte Gerd Cothemann diese verantwortungsvolle Aufgabe allein, 1550 kam Johann hinzu. Es wurden dafür nur solche Bauern verwendet, die reiten konnten und im Gebrauch der Waffen geübt waren, denn ein solcher Transport war lang und durch räuberisches Gesindel gefährdet; außerdem waren Sprach- und Ortskenntnisse nötig, die Johann von seiner Wanderung aus Frankreich her besaß. Johann war diese Vergünstigung deshalb willkommen, weil er so alle zwei Jahre Gelegenheit hatte, in der Landeshauptstadt über seine alte Heimat (Frankreich) Nachricht zu erhalten.

Das klingt alles so schön, aber wer treibt schon 44 Schweine (soviel waren es nach dem Urbar im ganzen Kirchspiel) von Isselhorst nach Düsseldorf? Viel näher liegt zweifellos, dass die Schweine zur Sparrenburg getrieben wurden. Und ob das Schweinetreiben eine Vergünstigung war? Und dass Johann Dopheide den Transport der geschuldeten Schweine als reitender Begleiter überwachen sollte und durfte, ist aus der kurzen Notiz im Urbar nicht herauszulesen.

Im Urbar finden wir im übrigen noch folgende Angaben: „Gerd Cothemann, hilft bei  seinem Dienst jedes Jahr die geschuldeten Schweine zum Hofe zu treiben ... Johann in der Nesselnstroit (in der Brennesselstraße; später auch als Name  Johann Nettelstroit verwendet) hilft im vierten Jahr die Schweine zu treiben ... Johann Syverdt (kommt in der Ahnenreihe auch als Sievert vor): treibt jedes zweite Jahr die geschuldeten Schweine zum Hofe ... Johann Schroder auf der Kuhle: bringt die Hühner zum Sparenberge, wenn es nötig ist“. Bei diesem letzteren wird es deutlich gesagt, wohin die Hühner gebracht wurden, bei den Schweinen wird es nicht anders gewesen sein. Außerdem waren es nicht nur Dopheide und Cothemann, die die Schweine gen Hofe treiben mussten, Syverdt und Nesselnstroit (vorher noch Johann in der Nesselnstroit) waren auch dazu verpflichtet.

Doch kommen wir zum Hof Viertmann (oder Verthmann) zurück. 1535 wird der Besitzer als alter Kötter bezeichnet. Wir dürfen daher annehmen, dass der Hof  bereits vor 1350 bestand. 1556 finden wir im Urbar folgende Angaben: „919. Johann Vertman (wieder eine andere Schreibweise) ist ein koter (Kötter = Bauer), meinem gnädigen Herrn mit Weib und Kindern  zu eigen. Seine fürstliche Gnaden hat ihm die besagten Immobilien von Haus, Hof und Garten für einen Scheffel Roggen Jahresleistung gegeben (geschätzte Übersetzung). Sedig landt (keine Erklärung): einen Kamp auf dem Hahnenbrincken (Ortsbezeichnung) für 6 Scheffel Roggen, einen Kamp vor dem Hofe in der Flur von drei spint Roggen, von dem Felde vor dem Hofe für 1 ½ Scheffel Roggen. Wiese: Eine Wiese fast bei dem Hofe für 1 ½ Fuder Heu. Unland: In der Wiese für ½ Scheffel Roggen (Jahresleistung). Geldschulden: Gibt meinem gnädigen Herrn 3 chillinge, davon 1 shilling Marktgeld, und wenn die Mastzeit ist (im Herbst) ein Schwein aus dem Mastwald, 1 Gans, 2 Hühner; für die Kirche 9 shillinge für die Kerzen; dem Pastor 1 Huhn; dem Küster 2 Becher Roggen; ein „Gogrefenhuhn zun Harkoten ( keine Erklärung). Dienst: Dienet (Leistet also Hand- und Spanndienste und gibt den Zehnten wie der Nachbar“. Der Nächste im Urbar war Wolfgang Twelleker (kommt in der Ahnenreihe auch als Twelcker vor): Er musste folgenden Dienst leisten und Zehnten geben: Dienst: Dienet persönlich in der Woche einen Tag oder gibt dafür ½ Gulden. Der Zehnte: Mein gnädiger Herr erhält von seinem Lande den zehnten Anteil (der Ernte).

Dann reißen die Urkunden für längere Zeit ab, es sei denn, dass man in den Archiven zu Münster noch einiges findet. Anscheinend existieren dort noch Listen über Abgaben der einzelnen Höfe; denn Dopheides erwähnen mehrfach andere Jahreszahlen als 1535 und 1550 bzw. 1556; Pastor Wiehage und Dopheide geben 1550 für das Urbar an, der gedruckte Band vom Urbar nennt die Jahreszahl 1556; eine Verwechslung von 0 und 6 ist möglich. Für 1721 erwähnt Pastor Wiehage dann aus dem Praestationsregister: Veerdtmann, königl. Kötter, Anerbe (man beachte die immer wieder sich ändernde Schreibweise des Namen Viertmann).

Wenn wir uns die Angaben für die anderen Höfe in Niehorst ansehen, war es anscheinend eine Frage für das Praestationsregister, ob die Hofbesitzer als Anerbe den Hof übernommen hatten oder durch Heirat einer Anerbin Hofbesitzer wurden (und dementsprechend auch die Auffahrt (?) gezahlt hatten (voraussichtlich eine Art Brautgeld). Von 22 Niehorster Höfen heißt es 15 mal Anerbe, 5 mal auf den Hof geheiratet und 2 mal keine diesbezügliche Angabe. Wenn es also 15 mal Anerbe heißt, ist nicht anzunehmen, dass jedes Mal der Bauer verstorben ist und ein Anerbe bereit steht, um den Hof zu übernehmen.

Zu dem Namen Viertmann schreibt Pastor Wiehage: „Der Name ist schlecht zu deuten. Ob er mit Pferd zusammenhängt?“ Bei dem Nachbarhof Sievert schreibt er dagegen zu der Angabe im Urbar: „Unland: In der Wiese in der Brennesselstraße von 1 Scheffel, das Bruch vor der Furt von 1 ½ Scheffel“.

Hier taucht die „Fordte“ oder „Ferd“ oder „Verdte“ von Nr. 12 auf, also Hof Viertmann. In einer Abschrift des Urbars aus dem 17. Jahrhundert wird statt „Fordte“ „Ferd“ geschrieben, in einer anderen Abschrift „Verdte“. Auch bei dem Hofe Cothmann taucht im Urbar eine „Forde“ auf, ebenso in dem Hofnamen Brunefordt. Beide Höfe liegen aber in Holtkamp. Bei Gerdt Cothmann heißt es im Urbar: „ ...hat zwei Orte von einem Fuder Heu im Tellekeshaken (Ortsbezeichnung) und auf dem Brunenforde (Ortsbezeichnung)“.

Zwei andere Hofnamen, die auch die „Forde“ enthalten, sind Gerke Hannefort im benachbarten Brockhagen und Wolfgang Heinforth in Ebbesloh (Hof Kaselowski). Zu letzterem schreibt Pastor Wiehage: „Ford ist Furt über oder durch einen Bach oder Fluss - hier der Johannisbach“. Ob wir damit der Deutung des Hofnamens Viertmann näher kommen? Wenn wir die verschiedenen Schreibweisen Fordte, Ferd, Verthe, Veerthmann gleichsetzen dürfen, ist es nicht so abwegig, im Hof Viertmann den Hof an der Furt durch die Lutter zu sehen. Die Lutter (ein Flüsschen)  wird in frühen Jahrhunderten, als der zuerst überlieferte Name Verthman entstand, bestimmt eine Furt gehabt haben, um zwischen Gut Langert und Dorf Isselhorst die Lutter durchqueren zu können. Zudem war Hof Viertmann der hier am nächsten an der Lutter liegende Hof, der jetzt näherliegende Hof Hoeinhörster (Knufinke) scheint wesentlich jünger zu sein, 1535 wird er noch nicht erwähnt. Das „Bruech vor der Fordte“ des Johann Syverdt (später Siewert) müsste dann ein sumpfiges Stück „Unland“ vor der Furt gewesen sein.

Da wir in der Ahnenreihe Viertmann erst 1736 mit der Geburt des Hermann Christian Viertmann gesicherte Unterlagen haben (es wurde später vom Übersetzer in der Mormonendatei ein Hinweis gefunden, der von einem Christian Viertmann spricht, der im Jahre 1663 geboren wurde und am 27.05.1750 in Isselhorst im Alter von 87 Jahren starb; außerdem ein Hinweis, dass am 10.09.1761 ein Johann Henrich Viertmann gestorben ist, der 53 Jahre alt war, also um 1708 geboren sein musste; außerdem ein Hinweis, dass am 22.11.1776 ein Johann Henrich Viertmann gestorben ist, der 60 Jahre alt war, also um 1716 geboren sein musste; siehe auch Anmerkungen im eingefügten Nachtrag von Martin Viertmann), sind wir für die Generationen davor auf einige Vermutungen angewiesen. Um 1700 hat anscheinend ein Christian Eysse auf den Hof geheiratet oder er ist als Vater des unehelichen Sohnes Christian Viertmann auf dem Hofe neben der Kindesmutter verblieben. Außer auf einer Truhe mit der Inschrift „Anno 1700 Christian YESSE“, wobei die beiden ersten Buchstaben vertauscht sind, taucht der Name zweimal auf Torbalken auf: „Christian Eysse und Margarethe Viertmann“ am neuen Hof und „Christian Eisse und Catharina Ilsabein Ramvort (siehe auch die anderen Schreibweisen Ramforth und Ramford) Anno 1716“ über dem Eingang zum Scheunenanbau. Welches der ältere Torbalken ist, steht nicht fest, da der eine keine Jahreszahl trägt. Da 1721 in dem Praestationsregister „Anerbe“ steht, müsste ein Sohn des Christian Eysse und der Catharine Margarethe Viertmann den Hof schon übernommen haben, sonst hätte dort stehen müssen: auf den Hof geheiratet. Möglicherweise aber war die Catharine Margarete Viertmann gestorben und Christian Eisse hat eine Cath. Elsabein Ramforth wieder geheiratet. Dies wäre aber nur möglich gewesen, wenn dem Sohne, dessen Namen wir nicht kennen, der Hof übertragen wurde, da ja die verstorbene Mutter Anerbin gewesen war. In diesem Zusammenhang könnte man auf einen Abschnitt in einem „Westfälischen Trachtenbuch“, das Anfang des 20. Jahrhunderts erschienen ist, hinweisen, wo es auf S. 34/35 heißt: „Vor dem Herde (gemeint ist wohl die offene Herdstelle in alten Bauernhäusern) aber standen zwei Stühle, der eine für den Wehrfester, d.h. den Inhaber des Hofes, und der andere für seine Frau. Starb der Mann, so nahm die Frau als Herrin seine Stelle ein;“ „verrückte sie aber den Stuhl,“ d.h. heiratete sie wieder, wobei sie auf ihren alten Platz zurückkehrte, so konnte der Anerbe, sobald er großjährig geworden war, ihr „den Stuhl vor die Tür setzen“, d.h. sie aus dem Haupthause auf die Leibzucht (Altenteil) verweisen.

Wenn wir diesen Bericht auf den Hof Viertmann um 1721 übertragen, würde das etwa so heißen: „Catharina Margarethe Viertmann heiratete um 1700 Christian  Eisse, war aber als Anerbin die eigentliche Herrin des Hofes. Beachtenswert ist, dass sie scheinbar ihren Mädchennamen behielt. Aus dieser Ehe ging mindestens ein Kind, ein Sohn, hervor, der 1721 im Praestationsregister als Anerbe aufgeführt wird, nämlich der Christian. Als Catharina Margarethe (evtl. jetzt Eisse heißend?) starb, wurde Christian Eisse (ihr Mann) Besitzer des Hofes, als er jedoch „den Stuhl verrückte“ und wieder heiratete, konnte ihm der Sohn (Christian Viertmann) als Anerbe „den Stuhl vor die Tür setzen“ und ihn mit seiner 2. Ehefrau (Catharina Ilsabein Ramforth) auf die Leibzucht (Altenteil) verweisen, als er um 1721 volljährig geworden war. So ist verständlich, dass es im Praestationsregister 1721 heißt: „Veerdtmann, königl. Kötter, Anerbe“.

Für die Vermutung, dass Christian Eysse oder Eisse zweimal verheiratet war, sprechen auch andere Urkunden in den Isselhorster Kirchenbüchern. Am 10.09.1761 wird der Tod von Johann Henrich Viertmann, Niehorst 12, beurkundet. Er war seit dem 20.11.1745 verheiratet mit Anna Elisabeth Meschmanns (diese Aussage wird von Martin Viertmann in Frage gestellt, weil der Johann Henrich Viertmann, der 1716 geboren wurde, in der Mormonendatei als verheiratet deklariert war). Diese starb am 15.08.1770 im Alter von 53 Jahren, war also um 1717 geboren. Wenn dieser Johann Henrich Viertmann, geb. um 1708, etwa gleichaltrig war (das trifft also auf den anderen eher zu), ist er in der Ahnenreihe Viertmann schlecht unterzubringen. Es kann kein Bruder des 1736 geborenen Hermann Christian sein, auch als Bruder des „Anerben 1721“ passt er schlecht in die Ahnenreihe! Wenn jedoch Christian Eisse vor 1716, der Jahreszahl, die auf dem Torbalken genannt wird, eine zweite Ehe eingegangen ist, könnte Johann Henrich Viertmann ein Sohn aus dieser Ehe sein, also ein Halbbruder des „Anerben 1721“, aber kein echter Viertmann, da die Eltern Eisse/Ramforth waren. Er konnte nicht Anerbe werden, obwohl nach dem Anerbenrecht sonst der jüngste oder der älteste Sohn Anerbe wurde (Majorat und Minorat). Er wird später in einem der beiden Kotten auf dem Hofe Niehorst 12 gewohnt haben und wurde in den Kirchenbüchern als Viertmann, Niehorst 12, geführt.  

 


Der Brotbackofen in Betrieb

 

Eingeschobener Nachtrag von Martin Viertmann am 16.09.2010

Durch die Erstellung der Zeit- und Ahnentafel in Verbindung mit den Recherchen in der Mormonendatei sind neue Erkenntnisse hinzugekommen. Das Auftauchen einer Abeke Vierigman in Isselhorst, 1652 einer Anna Maria Vierdtmans, 1685 in Halle verstarb, des Christian Viertmann, der im Jahre 1663 geboren wurde und am 17. 03.1750 in Isselhorst verstorben ist, sowie der Geburt eines Johann Henrich Viertmann im Jahre 1708 wie auch 1716 sowie eines Johann Jürgen Viertmann, getauft am 13.11.1740 in Isselhorst (alle Erkenntnisse nach der Mormonendatei) ergeben sich bei der Anfangsentwicklung der Familie Viertmann neue Beurteilungskriterien, die verwirrend sind und zu Spekulationen Anlass geben. Sollte jemand neue Erkenntnisse herausfinden, so bitte ich um Nachricht über meine o. a. Email-Adresse.:

Die Geburt der Abeke Vierigman 1649, vermutlich in Isselhorst, verstorben am 28.04.1685 in Halle/Westf. (in der Nähe von Isselhorst), lässt den Schluss zu, dass diese eine Viertmann war. Das weitere Auftauchen einer Anna Maria Vierdtmans als Braut von Johann Orgelheide im Jahre 1672 in Brockhagen (bei Isselhorst/Niehorst) gibt zu weiteren Überlegungen Anlass. Bei der Auswahl der Geburtsjahre wurde ein Heiratsalter der Brautleute von 20 Jahren angenommen.

Der neue Christian Viertmann, geb. 1663 in Isselhorst,  könnte zwar der Ehemann von Catharina Margaretha Viertmann gewesen sein, die aber dann einen anderen Geburtsnamen gehabt haben müsste. Es ist aber vollkommen unverständlich, warum dann der Christian im Praetationsregister 1721 als Anerbe bezeichnet wird, wenn der Vater Christian Viertmann noch auf dem Hof war (siehe Sterbejahr) . Somit muss diese Version wohl zu den Akten gelegt werden. Evtl. kann man davon ausgehen, dass die Abeke Vierigman, der Christian Viertmann und die Anna Maria Vierdtman Geschwister waren. Es fehlt jetzt eigentlich nur noch ein weiterer Bruder, der dann die Catharina Margaretha geheiratet hat, die später als Catharina Margaretha Viertmann auftaucht.

Und dies ist wäre die Geburt des Frans Henrich Viertmann im Jahre 1680 in Isselhorst, der im Jahre 1759 in Isselhorst verstarb. Sie wird wohl der Schlüssel zu allen Überlegungen mit der Catharina Margaretha sein. Dies könnte ihr Bräutigam gewesen sein, von dem die Kinder Christian und Johann Henrich 1) sind. Johann Henrich 2), geb. 1716, scheint auch von der Catharina Margarethe zu sein, bei dessen Geburt sie jedoch voraussichtlich verstorben ist. Es ist jedoch immer noch sonderbar, dass auf dem Torbogen einmal die Aufschrift Christian Eysse und Catharina Viertmann auftaucht, wenn auch ohne Jahreszahl. Da der Frans Henrich Viertmann und der Christian Viertmann immer noch auf dem Hof waren, was anzunehmen ist, als Christian Eysse und die Catharina Ilsabein Ramvort heirateten, wie ja 1716 auf dem Torbogen und im Praetationsregister dokumentiert wird, bleibt also nur noch der Schluss übrig, dass diese Kinder unehelich waren. Es könnte deshalb sein, dass diese Heirat erst nach dem Tode der Catharina Margaretha Viertmann erfolgte.

Es könnte aber genauso gut sein, dass die Catharina Margaretha Viertmann eine weitere Schwester von diesem Christian Viertmann gewesen ist, die das Erbrecht auf den Hof hatte, die um 1700 herum ein uneheliches Kind, evtl. sogar von dem Christian Eysse, der als Knecht auf dem Hof gewesen sein könnte, bekommen hat, der den Vornamen seines Vaters Christian Eysse sowie von seinem Onkel Christian Viertmann erhielt. Dieses Kind musste, im Gegensatz zu heute, den Namen von der Mutter, also Viertmann, erhalten. Eine nachträgliche Umbenennung nach der Hochzeit war damals nicht möglich. Diese Geburt wird um 1700 herum vermutet. Wie kommt es aber dann zu der Geburt des Johann Henrich 1) Viertmann im Jahre 1708? Ist der Vater ebenfalls der Christian Eysse oder eher der Frans Henrich Viertmann? Wir wissen es nicht! Die Geburt des 2. Johann Henrich Viertmann ist vielleicht nach dem Tod des Johann Henrich 1) auch ein „Unglücksfall“. Den Kombinationsmöglichkeiten sind hier keine Grenzen gesetzt.

 Eine Anmerkung noch zu dem Namen Eysse: Der Name Eysse kommt so in der Mormonendatei überhaupt nicht vor, aber die Bezeichnung Meyer zu Eyssen oder Meier zu Eyssen. Und bei Bielefeld, in dem Ort Schildesche, gab es eine Familie Meyer zu Eyssen. Ein Sohn davon (kein Vorname) ist im April 1726 gestorben, aber nicht in Niehorst-Isselhorst, sondern in Schildesche. Ob er verheiratet war oder nicht, wird als unbekannt bezeichnet. Somit ist fraglich, ob dieser Mann, der 1726 gestorben ist, etwas mit der Catharina Margaretha Viertmann zu tun hatte, ist aber anzunehmen, da aus der Ehe des Christian Eysse mit der Catharina Ilsabein Ramvort offenbar keine Kinder hervorgegangen sind.

Auch Recherchen über eine Catharina Margaretha Eyssen, also ehemals Viertmann, blieben erfolglos. Ebenso weitere Daten über Christian Eysse. Über die Torbögen am neuen Kotten (Bauernhof) erfahren wir nur, dass der Christian Eysse (jetzt als Eisse bezeichnet) die Catharina Ilsabein Ramvort (auch Ramforth geschrieben) im Jahre 1716 geheiratet hat. Also müsste die Catharina Margaretha Viertmann gestorben sein, und das schon voraussichtlich bei der Geburt des Christian oder des 2. Johann Henrich Viertmann.

 Zu der Geburt der beiden Johann Henrich Viertmann im Jahre1708 und 1716 ist noch anzumerken: Die Mormonendatei sagt aus, dass der 1. Johann Henrich Viertmann, der im Jahre 1708 geboren wurde, am 10.09.1761 in Isselhorst gestorben ist. Ob dieser verheiratet war oder nicht, ist nicht erkenntlich. Er hatte ein Alter von 53 Jahren erreicht. Der 2. Johann Henrich Viertmann, der im Jahre 1716 geboren wurde, wird als verheiratet bezeichnet und starb am 22. 11. 1776 im Alter von 60 Jahren. Dieser müsste also folglich der Ehemann der Anne Johanne Charlotte Rüschenpöhler sein. Zwischen der Geburt der beiden liegen 8 Jahre, zwischen dem Tod liegen auch ca. 8 Jahre. Auch dies gibt zu denken.

Die Truhe, die mit dem Namen Christian Eysse und der Jahreszahl 1700 gefunden wurde, sagt aber nichts über eine Ehe mit der Catharina Margaretha Viertmann aus. Es kann gut sein, dass der Christian Eysse oder Meyer zu Eyssen in dieser Truhe seine Sachen hatte, als er von Schildesche kommend auf den Hof kam. Es ist nirgendwo ersichtlich, dass dieser Christian Eysse irgendwelche  Kinder hatte. Jedoch erscheinen einmal auf einem Torbogen die Namen des Christian Eysse und der Margarethe Viertmann, aber ohne Jahreszahl, was immer das auch bedeuten mag. Wir müssen also davon ausgehen, dass einer von den zwei Johann Henrichs noch einen weiteren Vornamen hatte, den wir aber nicht kennen. Bei einem Ehepaar wäre es nur möglich, dass Kinder zweimal den gleichen Vornamen hätten, wenn das erste gestorben wäre und damit dem zweiten die Möglichkeit eröffnet hätte, den gleichen Vornamen fortzuführen. Dies ist aber hier nicht der Fall, da beide bis ins Alter hinein überlebt haben.  

 Die Geburt der beiden Johann Henrich Viertmann im Jahre 1708 und 1716 geben also erneut Anlass, die Herkunft dieser beiden zu erforschen. Während der Johann Henrich Viertmann, geboren um 1708, schon erwähnt wurde, dessen Herkunft aber nicht klar zugeordnet werden konnte, wirft der neue Johann Henrich Viertmann, geboren um 1716, weitere Fragen auf. Wenn der alte Christian Viertmann, geboren 1663, der Vater gewesen wäre, hätte er zu diesen Zeiten bereits ein Alter von 45 bzw. 53 Jahren gehabt. Da es aber nachgewiesen ist, dass der Christian Eysse auf diesem Hof im Jahre 1716 die Catharina Ilsabein Ramvort geheiratet hat (siehe Torbalken), erscheint alles noch verworrener. Es kann natürlich sein, dass der Christian Eysse auf dem Hof Viertmann neben dem alten Christian Viertmann auch als der „Viertmann“ bezeichnet wurde, und der Gemeindeschreiber bei der Registrierung des Neugeborenen einfach den Namen „Viertmann“ statt Eysse eingetragen hat. Wie ungenau die Eintragungen der Schreiber waren, das kann man schon aus den vielen Schreibweisen der Nachnahmen erkennen.     

Da der o. a.  alte Christian Viertmann erst 1750 in Isselhorst gestorben ist, muss man die Frage stellen, wo er denn dort gewohnt hat. Folgerichtig wäre: Er hat ebenso auf dem Hof der Viertmanns in Niehorst 12 als unverheirateter Bruder der Catharina Margaretha Viertmann gelebt und gearbeitet wie sein Bruder Frans Henrich. Es wäre anderenfalls verwunderlich, wenn einer der beiden der frühere Ehemann der Catharina Margaretha gewesen wäre und trotzdem auf dem Hofe verblieben wäre, als der Christian Eysse auf den Hof kam. Es ist also gut möglich, dass es sich bei der Catharina Margaretha Viertmann um seine Schwester oder aber um seine Schwägerin gehandelt hat. Dies wäre dann möglich, wenn der Christian noch einen Bruder, in diesem Falle den Frans Henrich, gehabt hätte, der mit der Catharina Margaretha (mit anderem Geburtsnamen) verheiratet war und somit auch auf diesem Hof lebte. Die Inschriften auf den Torbögen geben zu Bedenken Anlass. Es stellt sich auch die Frage, ob auf diesen Torbögen evtl. vorher andere Eintragungen waren, die Auskunft über die vorigen Besitzer gegeben hätten. Die Annahme, dass der Christian Eysse 1705 die Catharina Ilsabein Ramvort geheiratet habe, scheint schon deswegen nicht zu stimmen, da auf dem Torbogen die beiden erst mit der Jahreszahl 1716 aufgeführt sind. Es mag auch zutreffen, dass die Catharina Ilsabein Ramvort vorher auf dem Hof als Magd gedient hat, den Haushalt führte, und dafür sorgte, dass der kleine Christian Viertmann und später der Johann Henrich 1) und 2) heran wuchsen. Als diese dann aus dem Gröbsten heraus waren, haben sich der Christian Eysse und die Catharina Ilsabein Ramvort zusammengetan, wohl wissend, dass der Anerbe Christian später den Hof übernehmen werde. Dies geschah dann auch im Jahre 1721. Eine Heirat dieses jungen Christian Viertmann, der um 1700 - 1705 geboren sein müsste, am 26.09.1728 mit der Margarethe Sprickmans ist aus dem Isselhorster Heiratsregister bekannt. Die Geburt des Hermann Christian Viertmann im Jahre 1728 wird deshalb aus dieser Ehe erfolgt sein. 

Das Heiratsalter lag damals so um das 20. Lebensjahr. Wenn wir also von der Heirat des Johann Henrich Viertmann am 20.11.1745 (dokumentiert) zurück rechnen, so müsste das Geburtsjahr von Johann Henrich um 1725 liegen. Müsste! Da wir aber wissen, dass der 2. Johann Henrich verheiratet war, wird es so sein, dass dieser Johann Henrich im Jahre 1716 geboren wurde. Er war damals gerade 29 Jahre alt. Und zu diesem Zeitpunkt hatte der Christian Viertmann als Anerbe schon den Hof übernommen. Da dieser auch schon volljährig war, dürfte er auch schon in diesem Zeitraum geheiratet haben. Leider wissen wir nichts über die Ehefrau. Die Entwicklung der Familie Viertmann dürfte damit gesichert bei Johann Henrich Viertmann beginnen.

Um für die Ahnentafel einen Anfang zu haben, wurde die nachfolgende Annahme im Stammbaum aufgenommen:

1649                         Geburt einer Abeke Vierigman

1652                Geburt der Anna Maria Vierdtmans                 

1663                               Geburt von Christian Viertmann, blieb ledig

1680                Geburt von Frans Henrich Viertmann

 Unbekannt            Catharina Margaretha Viertmann (Schwester)

Ca. 1700              Geburt von Christian Viertmann (unehelich)

                             Vater: unbekannt; Mutter: Catharina Margaretha Viertman

      1708               Geburt des 1. Johann Henrich Viertmann

                            Vater: Christian Eysse; Mutter: Catharina Margaretha Viertmann

      1716              Geburt des 2. Johann Henrich Viertmann

                            Vater: unbekannt; Mutter: Catharina Margaretha Viertmann

      1716               Tod der Catharina Margaretha Viertmann im Kindbett

      1716              Heirat des Christian Eysse und der Catharina Ilsabein Ramvort

      1721              Christian übernimmt als Anerbe den Hof               

      1728              Heirat von Christian Viertmann und Margarethe Ilsabein Sprickmans am 26.09.1728

      1730              Heirat eines Henrich Viertmann und eine Elisabeth Schomacker am 23.11.1730 in Ascheberg; Henrich heiratet katholisch!

      

       1745              Heirat von dem 2. Johann Henrich Viertmann

Ehefrau: Anna Elisabeth Meschmann(s)

Weiter Angaben siehe die große Zeit- und Ahnentafel

________________Ende des eingeschobenen Beitrags__________________  


Das Kaminzimmer

Eine weitere Frage ist, woher Christian Eisse stammt: Es liegt nahe, an den Hof Meyer zu Eissen zu denken. Nach Auskunft von Herrn Horst Meyer zu Eissen ist auf der Familientafel der Meyer zu Eissen kein Christian zu finden, trotzdem alle Kinder um 1700 aufgeführt werden. Er weist aber auf einen anderen Hof in Theesen (Bielefeld) hin. Im Urbar findet sich dort für 1556 ein Meier Hermann zu Eerssen, in der benachbarten Bauernschaft Groß-Dornberg heißt es außerdem bei einem Halbspännerhof Else Cleinenberges „ein breites Stück Land hat sie von Meier Hermann zu Eyssen (erhalten)“. Dazu schreibt Herr Meyer zu Eissen: Die Bezeichnung Meier vor dem Vornamen müsse als Berufsbezeichnung aufgefasst werden. Bei den echten Meyerhöfen stände der Vorname vor dem Meyer (zu Eissen)“. Bei dem genannten Meier Hermann zu Eerssen und Meier Hermann zu Eyssen muss es sich um den gleichen Hof handeln (in der Mormonendatei kommt der Name Eerssen auch gar nicht vor). In der Bauernschaft Schildesche gab es seiner Zeit auch noch einen Johann Hovener zu Ehessen, der auch an den Namen Eysse anklingt. Wir dürfen auf jeden Fall annehmen, dass unser Christian Eysse aus dem Kirchspiel Schildesche stammt. Mit größter Wahrscheinlichkeit hat der 1736 geborene Hermann Christian seinen zweiten Vornamen von dem Großvater Christian Eisse (Meyer zu Eyssen, der 1726 im April in Schildesche gestorben ist) erhalten.

Die Kirchenbücher von Isselhorst beginnen zwar schon 1714, aber erst 1736 finden wir den ersten  Viertmann, den schon erwähnten Hermann Christian (neuerdings aber schon 1663 einen Christian Viertmann). Später im 19. Jahrhundert liegen auch Hofakten vor, die uns wertvolle Einblicke in die jüngste Familiengeschichte geben. 1852 überträgt Peter Henrich Viertmann den Hof an seinen Sohn Johann Henrich Viertmann aus 1. Ehe mit Magdalene Dorothea Wackers. Die Brautschätze bzw. Abfindungen an die 4 Halbgeschwister aus der 2. Ehe mit Christine Elisabeth Hornberg werden hypothekarisch abgesichert. Der gesamte Grundbesitz, der damals zum Hofe gehörte, wird aufgeführt, auch die Lasten, die noch von alters her vorhanden waren, so 5 Reichsthaler, 1 Silbergroschen, 2 ¼ Pfennig jährliche Zahlungen an den Fiskus, 8 Reichsthaler, 5 Silbergroschen Naturalfruchtzehnten, 56 Handdienste in natura oder 3 Reichsthaler u. 15 Silbergroschen Courant. Gegen diese Handdienste hat der Colon (Bauer) Viertmann 1835 protestiert, der Fiskus hat sie nicht vollständig nachweisen können, darum werden dieselben nur „protestativisch“ eingetragen. Die Pfarre erhält jährlich ein Huhn, die Kirche zu Isselhorst einen Zins von 4 Silbergroschen u. 6 Pfennige, die Küsterei 2 Becher Roggen (Kirchenmaß). Interessant dabei ist, dass die Abgaben an den Pastor (Pfarre) und an den Küster noch die gleichen sind wie im Urbar 1556 aufgeführt werden. Die Leibeigenschaft war ja bereits seit Anfang des Jahrhunderts aufgehoben, die sachliche Hörigkeit war noch erhalten geblieben bis in der Mitte des Jahrhunderts durch gesetzliche Regelungen die alljährlichen Geld- und Naturalabgaben, Hand- und Spanndienste abgelöst werden mussten. In Avenwedde (Stadt Gütersloh) zog sich diese endgültige Festsetzung der Ablösesummen bis 1854 hin. Da im Hypothekenbrief v. 09.10.1852 diese dinglichen Lasten noch aufgeführt werden, war in Isselhorst/Niehorst die Umwandlung auch noch nicht abgeschlossen.

Der vorgenannte Henrich Viertmann, der 1852 den Hof überschrieben bekam, hatte 1837 Caroline Elisabeth Baumeister geheiratet. Sie stammte aus der Neuen Mühle Isselhorst 17. Pastor Wiehage erwähnt bereits, dass die Familie Baumeister von der Patthorster Mühle nach Isselhorst gekommen ist. Weiter lässt sie sich bis Anfang des 18. Jahrhunderts nach Hörste (Kreis Halle in Westfalen) verfolgen. Von dieser Caroline Elisabeth Baumeister stammt eine handschriftliche Aufzeichnung, in der sie eine kleine Familiengeschichte begonnen hat.

Vom 22. 03. 1862 datiert ein Brief des Bruders Ernst Heinrich Viertmann an Johann Henrich Viertmann, in dem er um die Auszahlung seines restlichen Erbes bittet und in genauer Aufrechnung die entstandenen Zinsen für verspätete Teilzahlungen und von ihm zu zahlende Zinsen für eine vorgezogene Auszahlung des restlichen Erbes aufführt. Dieser Ernst Heinrich Viertmann war nach Gütersloh gezogen und war Höker, also Händler und wohnte Gütersloh 123 (heute Hohenzollernstr. 16), wo noch heute Nachkommen des Ernst Heinrich Viertmann (Großvater des Martin Viertmann) das Cafe Ridder bzw. Stadtcafe (Cafe Müller) betreiben. Die übrigen Geschwister, die Johann Henrich Viertmann abfinden musste, waren die Schwester Elisabeth Viertmann, verheiratete Bentlage, und die beiden Brüder Franz Henrich Viertmann und Henrich Christoph Viertmann. Diese beiden waren nicht verheiratet und werden der eine als Knecht, der andere als Schäfer aufgeführt.

Johann Henrich Viertmann und Caroline Elisabeth Baumeister hatten 5 Kinder, das zweite Kind, ein Mädchen, starb im frühen Alter von einem Jahr. Im Jahre 1874 übergab Johann Henrich Viertmann den Hof an seinen jüngsten Sohn Franz Friedrich Viertmann. Drei Geschwister hatte dieser abzufinden: den ältesten Bruder Peter Heinrich Viertmann, der noch unverheiratet als Knecht auf dem Hofe lebte, aber im Alter von über 50 Jahren noch heiratete, und die Schwestern Johanne Charlotte Viertmann, verheiratete Schrewe, Niehorst 26, und Marie Christine Viertmann, verheiratete Sievert, Niehorst 13.

Bis 1882 lag der Hof einige hundert Meter weiter zur heutigen Holler Straße hin. In diesem Jahre versetzte Franz Friedrich Viertmann die Hofgebäude an die jetzige Stelle, in die Nähe des 1796 gebauten „Feldkottens“. Der Feldkotten lag früher allerdings noch weiter zurück und wurde erst nach 1882 an die heutige Stelle versetzt.

Die Zeit um 1700 bis 1750 muss eine günstige Zeit für die Isselhorster Landwirtschaft gewesen sein. Der 30jährige Krieg lag 50 Jahre zurück, man hatte sich von den größten Bedrängnissen jener Zeit erholt. So setzte auch, wie im ganzen Kirchspiel Isselhorst, auf dem Hofe Viertmann eine rege Bautätigkeit ein. Wahrscheinlich wurde zwischen 1700 und 1716 der „Neue Kotten“ gebaut und 1716 ein Anbau an das Haupthaus, der den Torbalken trug, den wir nach der Umsetzung des Hofgebäudes als Eingang zu den Schweineställen finden. Vielleicht hatte auch Christian Eysse eine gute Mitgift mitgebracht, und die (vermutete) zweite Heirat brachte das Heiratsgut dieser Frau auf den Hof. So finden wir Christian Eysses Namen auf zwei Torbalken. Die Zeit bis zu den 3 Schlesischen Kriegen Friedrichs des Großen brachte wahrscheinlich auch eine Aufteilung der „gemeinen Mark“, die vor allem den alten Höfen neuen Grundbesitz brachte, so dass der Hof mehr Arbeitskräfte benötigte, um dieses Land urbar zu machen und zu beackern. Daher ist verständlich, wenn auf dem Hofe Viertmann der „Neue Kotten“ gebaut und ein Anbau gemacht wurden, um den Kindern, die nicht Hoferbe werden konnten, oder fremden Familien Wohn- und Arbeitsmöglichkeit zu geben. Viele neue Wohnungen für HJilfskräfte oder hofabhängige Kotten wurden in der Zeit bis 1750 im Kirchspiel Isselhorst gebaut. So wurde „Stienshus“ (Niehorst 26) 1749 gebaut und war eine „Herrenfreie Neuwöhnerey“, wie es in einer Urkunde von 1790 heißt. 1747 wurde das alte „Schulhaus“ gebaut: „Henrich Christoph Hornberg und Catharina Margaretha Verlegers, Eheleute, haben dieses Haus bauen und aufrichten lassen. Den 26. Juni 1747“, lesen wir noch heute an dem Hause „Im Lohden 19“.Der hier wohnende „Schulhalter“ Friedrich Christoph Schrewe, verheiratet mit Marie Agnese Christine Harenberg, war Erbpächter des Hofes Hornberg und unterrichtete, wie auch nachher sein Sohn Peter Friedrich Schrewe, die Schuljugend von Hollen, Niehorst und Ebbesloh.

Von den Kindern des Franz Friedrich Viertmann, verheiratet mit Caroline Schürmann, übernahm der einzige Sohn Gustav Viertmann den Hof. Die Tochter Marie Viertmann heiratete Schlossermeister Heinrich Schürmann in Gütersloh, Tochter Anna Viertmann den Gastwirt Karl Beckord in Gütersloh, Tochter Lina Viertmann heiratete Heinrich Steinbeck in Isselhorst und die vierte Tochter Emma Viertmann den Landwirt August Wesselmann in Niehorst.

Damit möge diese kleine Familiengeschichte enden.

1989                      Hermann Roggenkamp

Nachtrag
zur Familiengeschichte des Hofes Viertmann
(voraussichtlicher Verfasser Roggenkamp)

Familiengeschichten könnten alle paar Jahre neu geschrieben werden; durch Zufall oder gezielte Forschung finden sich immer wieder Anhaltspunkte, die eine Ergänzung oder Berichtigung herausfordern. Hier sind es vor allem eine Eintragung im Isselhorster Heiratsregister von 1728 und die Möglichkeit, in das Praestationsregister von 1721 und in den Bericht des Samson Hoberge von 1535 Einsicht zu nehmen. Diese Verzeichnisse konnte mir Herr Hans-Georg Baumeister zugängig machen.

Im Isselhorster Heiratsregister fanden wir folgenden Eintrag:
26.09.1728 Christian Virtman - Margarethe Ilsabein Sprickmans.

Hinweise auf die Wohnung oder die Eltern des Brautpaares fehlen, doch ist der Vorname Christian ein sicherer Hinweis nach Niehorst 12. In diesem Christian vermutete ich den 1721 genannten Anerben des Praestationsregisters (Abgabenregister). Bisher hatte ich nur die Angaben, die Pastor Wiehage in seiner Schrift „Beiträge zur Heimatkunde im Kirchsapiel Isselhorst“ über die einzelnen Höfe machte. Nachstehend bringe ich nun den vollen Wortlaut des Registers für Niehorst 12:

12. Verdtmann - Ein königlicher, eigenbehöriger Kötter.
Frage: Welcher gestalt er auf die Stätte gekommen?
Antwort: Wäre Anerbe gewesen, und seine Frau hätte sich für 16 Jahren mit 5 GGfl. Beweinkauffet (Mitgift).
(Nun folgen einige Aufstellungen von Dienstleistungen und Zahlungen, die hier fortgelassen wurden, im Original aber vorhanden sind.)

Ein Vorname wird in diesem Registerauszug nicht genannt, hätte uns wohl auch nicht weitergeholfen: Christian hieß der junge „Virtman“, der 1728 heiratete, Christian hieß aber auch der alte „Virtman“, geb. Eysse oder Eisse (siehe aber auch die o. a. Anmerkungen im Nachtrag von Martin Viertmann). Andererseits war Christian Eysse kein Anerbe, „auf der Stätte als Anerbe gezogen und gebohren“, wie es bei anderen Höfen des Kirchspiels heißt. Bei den Niehorster Höfen fehlt jedoch durchweg das „gezogen und gebohren“. Da wir aus den Inschriften am „Neuen Kotten“ und am Anbau des Haupthauses einwandfrei feststellen können, dass Christian Eysse zweimal verheiratet war, muss sich Christian Viertmann, geb. Eysse, 1721 als Erbe bezeichnet haben, als Erbe der verstorbenen Catharina Margaretha Viertmann, und der Ravensberg-Preußische Beamte hat dieses wie sonst üblich, als „Anerbe“ eingetragen. Aus der Feststellung, „seine Frau hätte sich für 16 Jahre mit 5 GGfl. Beweinkauffet“, erfahren wir, dass Christian Eysse vor 16 Jahren, also 1705, die Catharina Ilsabein Ramvort geheiratet hat. Die erste Frau, geborene Viertmann, muss 1704/1705 gestorben sein und der Anerbe Christian, der am 26.9.1728 heiratete, zwischen 1700, dem Datum auf der Truhe, und 1705, der Wiederheirat des Vaters, geboren sein. Bei der Taufe des Hermann Christian am 02.09.1736 heißt es im Taufregister: Jung Virtmanns S. (Sohn) Hermann Christian, P. (parentes = Vater) der alte Virtmann. (Hier müsste die Überlegung ansetzen, ob nicht evtl. doch der „alte Viertmann“, nämlich der 1663 geborene, nicht der Vater von dem Christian war, und die Mutter Catharina Margaretha keine geborene Viertmann sondern mit einem anderen Geburtsnamen; dass es sich um Inzucht handeln könnte, also Bruder und Schwester hätten ein Kind gezeugt, nehmen wir mal nicht an).   

1736 lebte also Christian Eysse noch, war aber nur als „der alte Virtmann“ bekannt und gab als Pate seinen Vornamen Christian an seinen Enkel und späteren Hoferben weiter (auch nur eine Vermutung). Somit haben will alle Hofbesitzer Viertmann namentlich erfasst, die aus den Kirchenbüchern Isselhorst zu ermitteln sind.

Zu den Eintragungen im Praestationsregister noch einige Anmerkungen: Jede Befragung wurde eingeleitet mit der Frage (Quaestio): „Welcher gestalt er auf die Stätte gekommen?“ Die Antwort (Responsion) könnte in Bezug auf den Weinkauf missverstanden werden. Statt „vor“ 16 Jahren hat der Schreiber immer „für“ geschrieben. Wenn der Bauer nicht verheiratet war, konnte die Antwort lauten wie z.B. beim Hofe Heitmann, Hollen 9: „Wäre darauf gezogen und gebohren, und hätte durch Entrichtung eines Weinkaufs a 5 GGfl. für 10 Jahren sich qualificieret“.

Ein Dienstgeld musste gezahlt werden, wenn der wöchentliche Händedienst nicht geleistet wurde. Der Betrag ist anscheinend erhöht worden. Es heißt: „inclus. Erhöhung von 1 Taler 1 Groschen“. Hundert Jahre später muss diese Zahlung in Vergessenheit geraten sein. In dem Hypothekenschein von 1852 wird erwähnt, dass der Bauer Viertmann 1835 gegen diese Handdienste protestiert habe. Nach den Abgaben an die Kirche folgt ein etwas unverständlicher Satz: „Thut Land=folgen“ zeigten, dass damit Dienste oder Abgaben gemeint waren, die der Landesherr beanspruchte. In einem Kommentar zu einem Verzeichnis aus dem Jahre 1549 heißt es: „Wie bei den Abgaben, so müssen wir auch bei den Diensten, die dem Grafen von Ravensberg geleistet wurden, öffentliche und grundherrliche unterscheiden. Öffentliche Dienste waren: „Landfolge (allgemeine Wehrpflicht), Burgfestung (Erbauung und Erhaltung der Schlösser des Landesherrn, Wege- und Stegebesserung), Gerichtsdienste (Übeltätern nacheilen, verhaften und ins Gefängnis bringen und Gogerichtsdienste).“  ...
Nach dem vorliegenden Verzeichnis haben im Jahre 1549 alle Dienstpflichtigen im Amte Sparrenberg den Dienst gedungen, d.h. Dienste nicht mehr in natura geleistet, sondern mit Geld, dem Dienstgeld, bezahlt.

Nach einer Auflistung von 1491 wurden auch die geschuldeten Schweine durch Geldzahlung abgelöst, das Treiben der Schweine „gen Hofe“, wie es im Urbar bei vier Höfen im Kirchspiel Isselhorst heißt, entfiel demnach. In der Urkunde von 1535 heißt es tatsächlich beim Hofe Kotman: „vor dem Dienst jedes Jahr die Schweine zum Rhein treiben helfen“, also nach Düsseldorf (an den Rhein). Da war es einfacher, statt Schweine Geld zu fordern. Pastor Wiehage schon schrieb hierzu: „gen Hofe treiben, was bedeutet das? Nach Düsseldorf-Kleve, wo der Hof ist? Magern die Tiere nicht ab? Werden sie nicht gestohlen? Verwüsten sie nicht die Äcker am Wege? ... Ich tippe mehr auf die Sparrenburg, auch um der Treiber willen.“ Bei der Angabe der Flächenmaße tauchte die Frage auf, wie sich die verschiedenen Maße zueinander verhalten. Das war anscheinend in den benachbarten Gebieten verschieden. Für Niehorst galt Bielefelder Maß: 1 Scheffel = 4 Spind = 4 Becher. So gerechnet stimmt die Angabe von 43 Scheffelsaat, 1 Spindsaat. Unterschiedlich sind auch die Angaben über die Größe von 1 Scheffelsaat in Quadratmetern: Amt Reckenberg = 807 qm, Rietberg = 887 qm, Rheda/Gütersloh = 922 qm, Herzebrock = 993 qm, Clarholz = 1177 qm, Osnabrücker Maß = 1179 qm. Diese Angaben fand ich in den Gütersloher Beiträgen 1968, Heft 12.

Bei dem Bericht des Samson Hoberge von 1535 habe ich mich in der Familiengeschichte an Aufzeichnungen gehalten, die ich in dem Heft „900-Jahrfeier Isselhorst 10. Juni - 12. Juni 1950“ fand. Der Beitrag stammt aus der Feder von Amtsdirektor Adolf Tjaden, Brackwede. Die Aufzählung der „Bauern, die Hand- und Spanndienste leisten mussten, die alten Bauernhöfe und die neuen Bauernhöfe“ weichen so wesentlich von der jetzt vorliegenden Urkunde ab, das ich nachstehend beide Fassungen bringe, natürlich auch nur die Namen, ohne die Leistungen der einzelnen Höfe:

Version von Tjaden
Die ältesten Nachrichten über Höfe und landwirtschaftliche Stätten stammen aus dem Jahre 1535, sie sind also mehr als 400 Jahre alt. Der seinerzeitige Brackweder Vogt Samson Hoberge musste alle landwirtschaftlichen Stätten registrieren. Er berichtet seiner vorgesetzten Stelle „am zwölften Tage im September anno 1535“ über das zur Vogtei Brackwede gehörende „Kirchspiel Isselhorst“: „Diese Männer, wohnhaft im Kirchspiel Isselhorst, gehören zu meinem gnädigen Herrn und geben seiner fürstlichen Gnaden als hyr nabeschreven (keine Erklärung)“. Es folgen dann folgende Namen: „Männer mit Hand- und Spanndienste: Der Meier zu Hollen, Verleger, Zur Heilen, der Schröder, der Rywe Holtkamp, Holmann, Brunevorth.“

„Die Bauern der alten Höfe: Der Glasshoster, Bentlage, Wyrkamp, Wydev, Horenberg, der Ramford, Heitman, Heinrich Yasper, Hermann Glaßhoster, Scurman, Maybrink, Verthman, Bolweg, Sprickman, Dorpheide, Birkenhake, Johann Engelkinck, Kotman, Birkemeyer, Brunevorth, der große Corth, Horstman, der Twelker, Krul“.

„Die Bauern der neuen Höfe: Yost auf der Kirchmesse, Johann zum Rammer, der Goltbecker, der Glaßhoster, 6 Männer von Ebbeslohe, ebenso 3 Männer, zugehörig Junker Otten von Rietberg, der andere Hülsemann, Welpman und Wellerdiek“.

Version Roggenkamp:
Bauern, die Hand- und Spanndienste leisten mussten: Der Meier zu Horlenn, Verleger, Dickmann, der Schroder, der Ryve Holtkamp, Holman, Ramvorth.
Die alten Höfe: Der Glashoster, Bentlage, Wytkamp, Wydey, Horenborch, der fryler Heitman, Hynrich Jasper.
Die neuen Höfe: Herman Glaßhoster, Scurman, Meybrinck, Verthman, Bolwich, Sprickman, Dorpheide, Birkenhake, Johan Engelkinck, Kotman, Beckernaget, Brunevorth, der große Corth, Horstman, der Twelker, Krul.
Jost auf der Kirchmesse ist kürzlich in die Gemarkung gezogen und ist noch nirgends aufgestellt. Desgleichen Ludeken in der Brennesselstrasse, Johann zum Ramvorde sind nirgends aufgestellt“.

„Der Goltbecker ist zugehörig dem Lydbernn (Ledebur) und gibt meinem gnädigen Herrn ... Der Glashoster zugehören den lidbernn (Begriff kann nicht gedeutet werden) giebt meinem gnädigen Herrn ... Sechs Männer von Ebbesloe zugehören den van merienvelt (Begriff kann nicht gedeutet werden) und ein jeder gibt... Auch drei Mann, die dem Juncker Otten von Rietberg zugehören,  geben meinem gnädiegen Herrn ... Einer geheißen Govert ... der andere Hulsmann ...... der dritte genannt Camphinrich ...
der Meier zu Mellage im Stift von Münster wohnend und gebraucht die Gemarkung in diesem Kirchspiel und gibt für meinen gnädigen Herrn ... Dergleichen der Niehorster ½ gulden und den zehnten von dem Lande im selben Kirchspiel gelegen. Welpman gehört zu Gütersloh zur Kirche gibt tynden von der kypen (Begriff kann nicht gedeutet werden). Welderdick gibt den Zehnten von dem alten Lande, dass er in diesem Kirchspiel liegen hat.
Diese nach genannten geben Weidegeld: Der Niehorster, die Männer von Gremse, der Hanhoster, der Goltbecker, der Glashoster, der Rive, der Schroder, Jasper, Krul, Holtkampe, Holman, Horenberch, Bentlage, Wytkamp, Brynckman, Brunewort, Hinrich zum Sievert“.

Anscheinend existieren zwei verschiedene Handschriften bzw. Abschriften dieser Urkunde; denn die Unterschiede zwischen beiden können nicht allein auf Lesefehler zurückgeführt werden. Was bei Tjaden als „neue Höfe“ aufgeführt wird, sind in der anderen Urkunde Höfe, die nicht dem Ravensberger hörig waren oder gar außerhalb Ravensbergs lagen und nur Abgaben für Ländereien innerhalb Ravensbergs leisten mussten.

Nach dieser Urkunde würde Verthman also Neukötter sein. Was immer Alt- und Neukötter bedeuten mag: vor 1511 oder nach 1511, dem Regierungsantritt Johann III. von Cleve, gegründet??? Wenn die Namensdeutung Verthman gleich „Mann an der Furt“ richtig sein sollte, und nach Auskunft von Sprachforschern spricht einiges dafür, kann Viertmann kein Neukötter sein. Der Name könnte vielleicht sogar auf vorchristliche Zeit zurückgehen.

Meine Feststellung, dass der Hof Hanhörster 1535 noch nicht bestanden habe, muss berichtigt werden: 1491 und 1492 wird schon erwähnt, dass Hanhörster je 8 schilling Kuhgeld gezahlt habe. Da er 1556 im Urbar als frei, also nicht dem Ravensberger hörig, bezeichnet wird, wird er 1535 nur bei denen genannt, die Weidegeld zahlten.

   

Zeittafel des Hofes Viertmann

1535        Verthman, alter Bauer (neuer Bauer?)
erste Erwähnung des Hofes durch den Brackweder Vogt Samson Hoberge

1556        Johann Vertman ist ein Bauer, meinem gnädigen Herrn mit Weib         und Kindern eigen“, heißt es im Urbar der Grafschaft Ravensberg 1556

1663    Geburt des Christian Viertmann (belegt durch Mormonendatei)

um 1700          Catharina Margaretha Viertmann heiratet (fraglich) Christian Eysse lt. Inschrift auf einem Torbalken am neuen Hof, aber ohne Jahreszahl.

Vor oder um 1705       ist Catharina Margaretha Viertmann gestorben und Christian Viertmann geboren.

1705          Christian Eysse heiratet in 2. Ehe Catharina Ilsabein Ramvort lt.
        Praestationsregister 1721: vor 16 Jahren; auf dem Torbalken am      Anbau aber erst 1716

1708          Geburt des Johann Henrich Viertmann; Elternschaft noch nicht geklärt.

1717    Geburt der späteren Frau von Johann Henrich Viertmann: Anna
Elisabeth Ma(e)schmanns

1721        Praestationsregister 1721: Verdtmann, Ein königlich abhängiger Bauer.

1728          Christian Viertmann und Margarethe Ilsabein Sprickmanns                      heiraten am 26.09.1728

1736          Hermann Christian Viertmann am 02.09.1736 geboren: Eintrag im Kirchenbuch: Jung Virtmann S. Hermann Christian P. der alte Virtmann

1745          Am 20.11.1745 heiraten Johann Henrich Viertmann und Anna Elisabeth Ma(e)schmanns, die Stammeltern der Viertmänner aus dem Bereich Werl und Hamm. Die Zuordnung ist noch ungeklärt, der Herkunftsort ist jedoch identisch.

1750    Tod von Christian Viertmann (geb. 1663) lt. Mormonendatei

1760    Hermann Christian Viertmann heiratet am 01.07.1760 Johanne Charlotte Rüschenpöhler geb. um 1736 in Senne I. Daraus folgende Kinder:
Catharina Margaretha        
geb. 04.07.1762
Anna Maria Ilsabein geb. 27.01.1765
Anerbe Peter Henrich          geb. 17.01.1768
Christine        geb. 11.08.1770

1761    Am 10.09.1761 wird der Tod von Johann Henrich Viertmann, Niehorst 12, beurkundet.

1764          Hausbau? Lt. Aufzeichnung von Gustav Viertmann

1770          Am 15.08.1770 stirbt die Frau von Johann Henrich Viertmann im Alter von 53 Jahren.

1771          Johanne Charlotte Viertmann, geb. Rüschenpöhler, am 22.05.1771 gestorben.

1772          Hermann Christian Viertmann heiratet in 2. Ehe Clara Ilsabein    Wüllners am 14.09.1771. Kind: Anna Elisabeth Viertmann, geb. 24.7.1772, gest. 07.02.1775

1783          Hermann Christian Viertmann am 16.12.1783 gestorben.

1790          Peter Henrich Viertmann heiratet am 03.09.1790 Magdalene Dorothea Wackers, geb um 1770 in Brockhagen/Sandforth

Kinder: Anerbe Johan Henrich Viertmann, geb. 09.06.1791
Johanne CharlotteViertmann, geb. 08.09.1792 usw.

Die Ahnentafel, aufgestellt von Martin Viertmann nach Recherchen in der Mormonendatei, gibt weitere Auskünfte über die Entwicklung der Stammdaten.

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